Dienstag, 4. Dezember 2012

Korean Weekly 2.3! Ein Potpourri der guten Laune!

Hey mates!

Ich weiß: Irgendwie läuft der Blog nicht, aber ihr wisst ja warum. 
Weil der Tag heute mal zur Abwechslung nicht besonders busy war und Stefan mir ein schlechtes Gewissen gemacht hat, hier aber immerhin mal wieder ein kleines Update mit vielen Fotos!

Bezogen auf Qualität und Quantität meiner Erlebnisse hier könnte ich im Moment eigentlich jeden Tag einen großen Blogeintrag verfassen. Korea ist wirklich verrückt - und ich lerne so viele Seiten kennen, die mir im Sommer noch verschlossen waren. 

Alleine dieses Wochenende: Ich habe eine der reichsten Frauen Koreas auf unserer Bühne Tango tanzen gesehen, Sandwiches für hungrige Models geschmuggelt, zwei unglaublich gegensätzliche aber immens beeindruckende Konzerte gesehen, als Host gearbeitet (Dekoration), das blutigste Stück Fleisch meines Lebens gegessen, Champagner aus einem Plastikbecher getrunken und in einem Club in Gangnam gefeiert.

Und der Job? Ich glaube ich könnte gerade an keinem besseren Ort sein. Große Kunden + kleines Team = Ich bin erst einen Monat hier und darf inzwischen zum größten Teil extrem selbstständig arbeiten, Ideen einwerfen und alles aktiv mitdenken. Letzte Woche hab ich sogar selbst eine Präsentation halten dürfen - nicht schlecht für einen Intern! In diesen Tagen versuchen wir den Eucerin Facebook-Auftritt zu optimieren, probieren viel aus und sind auch tatsächlich erfolgreich (!). Gerade heute hatten wir ein paar tolle Zahlen ;-)

Mir geht es insgesamt echt gut, ich müsste nur mal wieder koreanisch lernen - und natürlich vermiss ich auch alle, die derzeit in Deutschland, Irland, Polen, Afrika oder Baden-Württemberg verweilen. :-)

Achja: Seit heute darf ich offiziell verkünden, dass bei uns am Donnerstag die Iphone 5 Release-Party stattfimden wird. Nice!

Achtung: Wall of Photos incoming!

Beim Friseur (Eine Kollegin hat für mich übersetzt!)

Demnächst steht hier ein Apartment. Demnächst heisst in diesem Fall 2 Wochen - die ziehen die Gebäude hier hoch als wären es Fertighäuser.

Auf dem Weg zur koreanischen Ostküste, wo wir einen Workshop mit der Company hatten. Hier zu sehen: Rachel und nicht zu sehen: Hyugeen.

Es war wirklich so unbeschreiblich schön dort - gerade nach 2 Wochen in einer hyper-eng bebauten 11-Millionenstadt!

Genug zu essen und zu trinken war natürlich auch am Start (Wir sind schließlich auch Restaurant/Bar!). 

Ein Strandcafé wie aus dem Bilderbuch.

Èl Cheffe sucht sich seinen Kaffee aus....

... während Office B & C draußen Faxen machen.

Im Moment prasseln die Events nur so rein. Deswegen bleibe ich im Moment auch gerne mal länger im Office. Z.B. für das Leica-Event.

Schöne Kameras!

Letztes Wochenende: Einer der renommiertesten Pianisten Koreas kam spontan für dieses Event vorbei - es war wirklich so schön, dass ich fast geheult hätte.

Und dann einen Tag: Brand Brauer Frick ... und ich stand 30 cm neben ihren Apparaturen. 

Und letzte Wochen kamen nach langer Wartezeit endlich meine Business-Cards! Yeah ... aaa...aaaah.... Moment mal! Okay, diese Woche kommen hoffentlich meine Neuen :-)


So, ich wünsche euch ein paar tolle Dezembertage. Danke noch mal für den Adventskalender, Mutti ;-) Ich trinke jetzt jeden Tag fleißig einen Antistress-Tee!

Euer Jonnn

Freitag, 16. November 2012

Der bildlastigste Eintrag meiner Bloggerkarriere.


안녕!

Liebe Leute,

es ist diesmal recht spät geworden mit dem Korean Weekly. Das liegt daran, dass ich in den letzten zehn Tagen schlichtweg keine Zeit hatte, um mich einfach mal zwei oder drei Stunden an meinen Laptop zu setzen und einen halbwegs ansehnlichen Eintrag zu verfassen. Ich arbeite derzeit sehr intensiv an einer Konzeption für Eucerin, die 2013 richtig auf dem koreanischen Markt durchstarten wollen. Alles wirklich sehr neu und herausfordernd für mich - aber deswegen bin ich ja hier!

Das mit der fehlenden Zeit wird sich auch erstmal nicht ändern. Am Sonntag fahren wir (die Platoon-Crew) ans Meer für einen zweitägigen Workshop auf dem wir am Abend bestimmt das ein' oder andere Getränk leeren werden.

Deswegen heute ein sehr bildlastiger Eintrag - so muss ich weniger Rechtschreibfehler bei der Nachbearbeitung korrigieren! :-)


Und dann, zwischen Bürogebäuden und Hochhäusern, liegt plötzlich das Platoon, mein Office. Unser Büro liegt oben links über dem G an der Front.
This is where the magic happens ;-) Short break! 
Extra für euch: Ich, Rachel, Emma, Sojung
Das letzte Stück meines Arbeitswegs. Vorher heißt es jeden Tag: 30 Minuten Subway

Rachel: Koreanerin, aufgewachsen in Kanada. Ich hab' ihr gesagt, dass sie auf dem Foto aussieht wie ein hungriges Kind :-) Das fand sie aber gut!
Workshop @Draftfcb.
Nicht schlecht: die Jungs haben schon den einen oder anderen Preis abgeräumt.

Eine Katze versucht meine Arbeit zu sabotieren!
Am Sonntag bin ich umgezogen. Das erspart mir jeden Tag 1,5h an Arbeitsweg. Trotzdem ist dieses Zimmerchen nicht unbedingt ein Raum auf den man sich abends freut wie ihr euch vorstellen könnt.
Anderer Sichtwinkel: Macht's auch nicht unbedingt besser. Achja: Ich bezahle dafür ca. 450 Euro/Monat!
MMMmmm! Suppe!
Die wohl nicht-spassigste Arbeit der Welt: Ritzen-Säubern in der Subway.
Das ist tatsächlich die erste Etage meines Office!!! 

Heute (und ununterbrochen im Hintergrund zu hören): Die große Dance-Taekwondo-Show mit Kämpfern, Rappern, Tänzerinnen - footage fürs chinesische (!) Fernsehen!
In Deutschland hätte das Ding schon keine Räder mehr :D

Gibt es einen besseren Weg einen Blogpost abzuschließen, als mit einem unterbelichteten Bild von mir vor einem Lampion in Eisbärenform?


 Liebe Grüße,

Euer Jonathan




Sonntag, 4. November 2012

Seoul, Episode II

Liebe Leute,

während ich das hier schreibe, schaut ein Mitarbeiter des Hostels koreanisches Fernsehen. Koreanisches Fernsehen ist wohl mit das Schlimmste, was man hier erleben kann. Ich habe den Sinn der gerade laufenden Sendung noch nicht erfassen können, aber eine Schattenwand, wie man sie noch aus diversen deutschen 90er-Jahre-Talkshows kennt, spielt anscheinend eine prominente Rolle. Im Hintergrund dudelt Spielhallenmusik, gemischt ist das ganze mit eingespielten Konservenlachern und Stimmverzerrungseffekten, die nach einer Mischung aus koreanischer Mickeymouse und einem Transformer klingen. Ich hoffe deswegen, dass ihr meine Mühe zu schätzen wisst, euch trotz dieser Geräuschkulisse wieder interessanten Content aus Korea liefern zu wollen. Denn entkommen kann ich diesen Qualen leider nicht, weil das W-Lan nicht in mein Stockwerk hochstrahlt, sondern irgendwo zwischen drittem und viertem Floor in der Decke stecken bleibt.

Sinchon: I'm back!

Es fühlt sich immer noch ziemlich irreal an, dass ich tatsächlich wieder hier bin. Auf dem Weg zu meinem Hostel hatte ich ununterbrochen ein breites Dauergrinsen auf den Lippen, weil wirklich alles noch genauso aussieht, wie ich es in Erinnerung hatte: Die hektischen Straßen Sinchons, die Menschen (inzwischen etwas wärmer gekleidet), meine Lieblingsrestaurants, Smoothie-King (morgen kauf' ich mir vor der Arbeit endlich wieder einen 0,4er Strawberry-Extreme. Den Geschmack vermiss ich seit Wochen!!!) - alles wie gewohnt.

Irgendwie hat das ganze Vorhaben auch echt unfassbar schnell seine Form angenommen:  Zwischen meiner Entscheidung, noch einmal nach Korea zu gehen, und dem Abflug lagen wenn überhaupt drei Wochen. Wir leben echt in einer verdammt krassen Zeit, oder? Man muss sich das einfach mal vor Augen führen: De facto liegen zwischen Groß Ilsede und Seoul nur ein Flugticket für 350€, ein bisschen Papierkram und die Bereitschaft, auch eben mal komplett "lost" zu sein - wie ich vor ein paar Monaten. Aber das war's dann auch schon.

Dass das Flugticket recht günstig war, lag daran, dass ich dieses mal keinen Direktflug gebucht habe, sondern in Dubai umgestiegen bin. Dieser Abstecher hat die Reisedauer mal eben auf fast 30 Stunden (Zeitverschiebung abgerechnet) erhöht. Weil ich um drei Uhr nachts gelandet bin, habe ich auch wirklich nichts vom Land mitgekriegt außer dem Flughafen. Um trotzdem irgendwie Bildmaterial zu liefern, habe ich aber mal ein Bild aus dem Flugzeugfenster geschossen, das vielleicht erahnen lässt, was man aber eh' schon aus diversen Dokus und Reportagen wusste: Dubai scheint ein Land der Superlative zu sein. Alle Straßen sind nachts komplett beleuchtet; von oben erinnert das Ganze an eine verknäulte Christbaumkette.

Dubai I

Dubai II

An sich war der Flug (bzw. dieses mal meine beiden Flüge) echt unspektakulär: Ich habe bis auf eine Episode Family Guy nicht von der Unterhaltungselektronik Gebrauch gemacht (obwohl Emirates sogar eine in den Sitz integrierte Fernbedienung in jeden Sitz des  A380 hat einbauen lassen), sondern die meiste Zeit in einem Halbschlaf vor mich hingedöst. Richtiger Schlaf war eh' nicht drin, weil die Stewardessen gefühlt alle 30 Minuten irgendwelches Essen oder Saft an den Mann bringen wollten. Neben mir saß eine Mutti mit ihrer Tochter der Kategorie "verzogene Prinzessin", die auf dem Flug von den Emirates-Mitarbeitern mit so viel Spielzeug/Kuscheltieren/etc. vollgebombt wurde, dass sie am Ende Probleme hatte, ihren knallpinken Barbie-Rollkoffer zuzukriegen.

Über 200 Entertainmentchannels!! Okay ...

Und irgendwann bin ich dann tatsächlich gelandet. In Sachen Seoul Incheon (so heißt der Flughafen) bin ich ja inzwischen ein alter Hase: EZ! (Grüße an Daniel). Und so bin ich schließlich um etwa sieben Uhr abends aus dem Bus gestiegen und habe mich auf den Weg zu meinem Hostel gemacht, von meinen frisch umgetauschten koreanischen Won die Miete für zehn Tage bezahlt und nach einer ausgiebigen Dusche schlafen gelegt.

Die Nacht endete dank meinem derzeit total verschobenen Zeitgefühl dann auch schon um vier Uhr morgens. Ich war deswegen - untypischerweise - der erste beim Frühstück um acht, das hier immer von den beiden Söhnen des Besitzers zubereitet wird. Noch ein paar Worte zu meiner Bleibe: Ich glaube, man kann sich hier echt wohlfühlen. Das Haus hat sieben Stockwerke und ist wirklich hübsch eingerichtet. Alles ist sehr unkompliziert gehalten: Morgens muss man seinen Teller selbst abwaschen, abends trifft man sich im Gemeinschaftsraum, auch weil das W-Lan hier, wie schon geschrieben, am besten ist :-). Habe schon einige interessante Mitbewohner kennengelernt. Einem Engländer wurde gerade das Bankkonto gesperrt. Alle seine Kontaktaufnahmen zur Bank sind bisher gescheitert; mal gucken was das wird, ich werde ihm gleich erstmal meinen Lieblings-Bibimbap zeigen, um ihn etwas aufzuheitern.

Eine gewisse Komik hatte die Kontaktaufnahme eines Vietnamesen mittleren Alters, der heute beim Frühstück aufstand, an meinen Tisch kam und mir (als einzigem Menschen im Raum!) die Hand schüttelte, um anschließend einen kleinen Vortrag über seinen Namen, Beruf und den Grund seiner Seoulreise zu halten - und das in der monotonsten Sprechmelodie, die ich je gehört habe. Seine Frau hat er mir auch vorgestellt, der Typ war echt eine wandelnde Visitenkarte. Aha!

Naja, jedenfalls habe ich das Glück ein Vierbettzimmer für mich allein' zu haben. Ich hoffe das bleibt so in den nächsten Tagen.

Die Küche auf meiner Etage. Schöner Stuhl!

Hier sitze ich gerade: Der Gemeinschaftsraum des JK-House.

Trotz Jetlag hatte ich am Freitag dann auch schon meinen ersten Arbeitstag im Platoon. Ich werde euch von meiner Arbeit bestimmt noch einiges in den nächsten Wochen berichten, denn ich musste trotz Nachfrage keine Verschwiegenheitserklärung oder ähnliches unterschreiben. Anscheinend sieht man das hier nicht so eng. Der Laden ist auf jeden Fall echt mal extrem stylisch und ich glaube, dass man dort schnell gute Ideen entwickeln kann. Meine Kollegen sind alle recht jung, fast alle weiblich und teilweise ein bisschen durchgedreht - halt genauso wie man es von einer Werbeagentur erwarten würde :-). Derzeit recherchiere ich eine Methode zur Messung von Kundenbindung/Weiterempfehlung und versuche mich in die Produkte "einzulesen", die wir in den nächsten zwei Monaten bewerben werden. Ich verspreche euch: Das wird spannend!

Ein Teil meiner Kollegen: Sie haben mich ihr Super-Spicy-Essen probieren lassen - die Schweine ;-)

Innenaufnahme der Agentur.

Und was ist in den letzten beiden Tagen so passiert? Das Wochenende hatte ich glücklicherweise frei und habe fast den gesamten Samstag mit Schlafen verbracht. Dummerweise hatte ich in Deutschland die Idee, bei meinem letzten Fußballtraining trotz 2°C Außentemperatur mit kurzer Hose aufzulaufen, was mir eine Erkältung zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt eingebrockt hat. Dank meiner samstäglichen Lebensauszeit hab ich sie aber fast auskuriert und konnte heute mit fast-optimalem Schlafrhythmus mein Apartment für die nächsten Wochen klarmachen. Es ist echt winzig! Ihr könnt euch auf Bilder freuen.

So weit so gut! - Den nächsten Bericht gibt's in einer Woche,

euer Jonathan - hier werde ich übrigens meist "John" genannt, auch nicht schlecht!

(Shoutouts gehen diesmal raus an  Daniel, Stefan und Danny! Ich hoffe ihr kriegt ohne euren Solo-Mid-Starplayer nicht allzu doll auf die Mütze :))


Montag, 6. August 2012

Schlussspurt, Expo und deutsches Bier.

Hey,

ich hab' gesehen, dass auch  in Deutschland nach wochenlanger Flaute endlich ein paar Sonnenstrahlen eingetroffen sind. Wettertechnisch scheine ich also echt nichts verpasst zu haben in den letzten Monaten. Wenn mich meine Klassenkameraden hier nach dem deutschen Sommer fragen, fällt deshalb meine Antwort meistens so aus: 

Eine heiße Woche im Mai -> "Das wird bestimmt der Rekordsommer dieses Jahr!" -> Juni: 15°C, leicht regnerisch -> Juli: 16°C, leicht regnerisch -> Bildzeitung titelt "WO BLEIBT DER SOMMER????" -> August: 3 Tage Sonnenschein, hoffen auf den "Altweibersommer", September: 14°C, leicht regnerisch -> Oktober: Meteorologen geben bekannt: Statistisch waren die Temperaturen dieses Jahr viel zu hoch.

Das koreanische Wetter ist auf eine andere Weise extrem, denn durch mir nicht bekannte klimatische Besonderheiten ist die heißeste Zeit des Sommers auch gleichzeitig die Zeit, in der monsunartige Regenfälle auf das Land niederprasseln. Ca. 2-3 Wochen lang hat man also ununterbrochene Niederschläge mit richtig dicken Tropfen, es fühlt sich aber meistens eher an wie eine warme Dusche.

Land unter!

In diesen Wochen laufen selbst die Bewohner Seouls, eigentlich extrem auf ihr Äußeres bedacht, fast ausschließlich in Gummistiefeln, Flip-Flops oder Badelatschen durch die Stadt. 

Doch diese Regenzeit ist nun vorüber. Das bedeutet: Die Sonne knallt in diesen Tagen wie nichts Gutes! Laut Wetter-App hatten wir in den letzten Tagen immer zwischen 34 und 39 gefühlten Grad Celsius - in Hinblick auf unseren deutschen Sommer also ein Extrem in entgegengesetzter Richtung, wobei ich noch nicht weiß, was mir lieber ist.

Einen solchen, knallharten Sommertag habe ich auch für meine Reise zur Expo nach Yeosu am Samstag erwischt. 

Mein Trip zur Expo

Vielleicht erst einmal Folgendes vorweg: Es handelt sich bei der diesjährigen, südkoreanischen Ausstellung um eine kleine Expo - die Expo 2000 in Hannover war hingegen eine der großen Sorte, was ich aber auch erst im Nachhinein erfahren habe. Große Weltausstellungen finden demnach alle 5 Jahre statt, die Wartezeit wird aber immer durch eine weitere, wie die diesjährige aufgefüllt.

Die Ausstellung in Yeosu hat das Thema "Lebendiger Ozean, lebendige Küste". Klingt eigentlich ganz interessant, hat aber in den ersten Monaten kaum jemanden in Korea interessiert, weswegen innerhalb kurzer Zeit sowohl die Ticketpreise extrem vergünstigt, als auch Bustouren in diese südliche Hafenstadt, vier Stunden von Seoul entfernt, subventioniert wurden.
Für Hin- und Rückfahrt hab ich ca. 17€ bezahlt und unsere Tickets haben (dank Connections) unschlagbare 2€ gekostet (in Worten: Zwei Euro!).

Nun ist meine Vorbereitung auf diesen Trip leider nicht besonders optimal gelaufen. Die Abfahrtszeit des Busses war auf 7 Uhr morgens festgesetzt. Der Abfahrtsort lag aber im östlichen Zentralseoul, etwa eine Stunde von mir entfernt. Summa Summarum hätte ich deswegen theoretisch etwa kurz vor fünf Uhr morgens aufstehen müssen. Da ich aber praktisch um drei Uhr nachts immer noch mit zwei Freundinnen im Noraebang (=Karaoke) saß (inkl. einer 100/100 Performance von Justin Biebers Smashhit "Baby"!!!!), hieß es: Kein Schlaf für Jona. Also kurz nach Hause, geduscht, Zähne geputzt, umgezogen und wieder Richtung Subway. Ich sag's euch: Zu dieser Uhrzeit wandeln echt nur noch südkoreanische Alkoholleichen durch mein Viertel, wobei die noch in einer vergleichsweise angenehmen Situation sind. Nicht wenige können nichtmal mehr gehen oder sprechen und liegen einfach auf dem Gehweg, unter Bäumen oder auf Mauervorsprüngen.

Die Fahrt war ganz in Ordnung, obwohl unser Busfahrer ununterbrochen einhändig gefahren ist. Zumindest eins seiner beiden Handys hat nämlich immer geklingelt. Nebenjob Callcenter-Agent?! - durchaus vorstellbar! 

Themengerecht direkt am Wasser: Das Expo-Gelände.

Bevor ich euch von der Expo an sich berichte, muss ich aber noch ein paar Worte zu meiner Begleitung loswerden. Organisiert wurde das Ganze vom Freund einer Freundin eines Freundes. De facto kannte ich also nur ein Mädel - und das auch nur flüchtig. Bereits in den ersten Minuten der Busfahrt wurde mir dann leider ganz schnell klar, dass unsere Gruppenchemie echt mal so überhaupt nicht stimmte. Ich komme ja eigentlich mit jedem irgendwie aus, aber diese Leute (inkl. des mir halbwegs bekannten Mädels) waren eine Challenge, die ich schlichtweg nicht meistern konnte: Es wurde sich weder vorgestellt, noch kommuniziert. Niemand schien wirklich irgendwie Lust auf den Trip zu haben. Das Anstrengendste: Keiner (bis auf mich) hatte irgendwelche Wünsche. Und so dauerte alleine das Finden eines Restaurants zum Mittag fast eine Stunde, weil niemand außer mir sich irgendwie äußern wollte.

Zum Glück hatte ein guter Freund von mir die selbe Tour gebucht und kam wenig später am gleichen Gate an. Wir wollten dann erst zu fünft rumlaufen, aber auch für ihn war diese Ansammlung von Personen "probably the weirdest and unsymphatic group of friends of a friend", die er nach eigener Aussage jemals erlebt hatte. 

... und unglücklicherweise haben wir diese auf der Suche nach einer Gelände-Karte dann auch ganz schnell verloren! 

Zwischen den großen Ausstellungshallen: Ansprechende Architektur.

Da ich mein Handy ausgemacht habe, um meine ursprüngliche Gruppe auf keinen Fall mehr wiederzufinden, habe ich leider keine Fotos vom Inneren des deutschen Pavillions, vielleicht kann ich demnächst welche nachreichen.

Insgesamt kann man sagen, dass "unsere" Ausstellung eine der Inhaltsvolleren ist. Bevor es in ein 360° Kino geht, durchquert man zwei oder drei Räume, in denen den Besuchern durchaus ton- und textlastig von deutscher Technik zur Erdbebenaufklärung, Initiativen gegen Überfischung und alternativen Energien berichtet wird. Hier und da gibt es einen Foto-Spot, ein Spiel oder interaktive Leinwände. Mein Eindruck war aber, dass dieser Part eigentlich keinen Koreaner wirklich interessiert und die zwei Stunden Wartezeit vor allem für den wirklich ansehnlichen Film investiert werden (dank Suill-Gi, einer deutsch/koreanischen Freundin, die im deutschen Pavillion arbeitet, wurde uns das Anstellen zum Glück erspart!). Insgesamt würde ich aber durchaus behaupten, dass wir sympathisch rüberkommen - und das angeschlossene, deutsche Restaurant schien auch wirklich beliebt zu sein.

Dass uns die Schweizer im Nebengebäude trotzdem den Rang ablaufen, liegt daran, dass sie mit ihrem Pavillon wirklich perfekt die koreanische Zielgruppe treffen. Denn was wollen Koreaner in ihrer wertvollen Freizeit machen? - Richtig! Sie wollen nichts lernen - das tun sie eh jeden Tag - sondern unterhalten werden, Fotos machen und am besten ein besonderes Souvenir mitnehmen.
Und so spaziert man in der Schweiz durch ein paar höhlenartige Gänge, an deren Wänden einige stichwortartige facts zum Thema Trinkwasser angebracht sind. Alle paar Meter findet sich ein Foto-Spot, an dem man sich von einem Beamer verschiedene Dinge auf das Shirt oder in die Handflächen projizieren lassen kann. In der Praxis sieht es dann zum Beispiel so aus, als ob man einen See in den Handflächen hat und ein Taucher in diesem rumschnorchelt. Nach dem einen oder anderen Multimedia-Riesenleinwand-Film (Alpen, Kristallsee), wird am Ausgang original Schweizer Leitungswasser in winzigen Bechern ausgeschenkt - für die meisten Koreaner durchaus etwas Außergewöhnliches und Beeindruckendes, denn das Leistungswasser hier sollte man besser nicht trinken.

Flug über die Alpen im Schweizer Pavillion.

Weil es sich um eine kleine Expo handelt, wurden die Ausstellungshallen übrigens länderspezifisch aus-, aber - etwa im Gegensatz zu Hannover 2000 - nicht neugebaut. Und weil der Platz deshalb überschaubar ist, setzen die meisten Länder auf eine Hauptattraktion und einige wenige Räume im Vorfeld. Der Oman bietet zum Beispiel eine 5-minütige 4D-Filmvorstellung inkl. Einsatz von spritzendem Wasser und beweglichen Stühlen. Selbst Kasachstan hat sich ein  Kino in seine Räumlichkeiten bauen lassen, mischt seinen (etwas merkwürdigen) Film aber mit einigen traditionellen Live-Tänzen und Gesangseinlagen. Informationen oder Beiträge zum Motto der Expo waren in den von mir besuchten Pavillons insgesamt sehr, sehr rar.

An der Decke einer Halle ist eine riesige LCD-Leinwand angebracht worden, auf der sowohl einige Olympia-Entscheidungen, als auch Meeres-Animationen gezeigt werden. Extrem fader Beigeschmack: Südkorea hat dieses Jahr wieder mit dem Walfang angefangen ("/$&/&$("/§)=("!!!!!).
Diese "Wellen-Architektur" zieht sich über das ganze Gelände.

Ein "Must see!" der Expo ist eigentlich auch das große Aquarium. Weil man allerdings fünf Stunden dafür anstehen musste, haben wir das mal wohlwollend abgehakt und ausgelassen.
Zum Abschluss des Tags gab es um 21.00 Uhr dann noch eine große Wasser/Feuer/Licht-Show, die wirklich ein Augenschmaus war, aber von mir auf Grund der sich langsam ausbreitenden Müdigkeit und meinem ungünstigen Beton-Sitzplatz in Front eines Absperrgitters, umringt von einer immensen Menschenmasse, nicht mehr wirklich genossen werden konnte.

Verrückt: Eine Leinwand aus Wasser!

Und noch ein Zusatz: Wer von euch ansatzweise noch das Bild vom über-höflichen Asiaten im Kopf hat, lasst euch sagen: Zumindest in Südkorea trifft das in der Regel nur für die Umgangsform innerhalb des eigenen Netzwerks zu. Ich habe selten so viele sich vordrängelnde Menschengruppen gesehen und noch nie an einem Tag so viele Ellbogen in meinem Kreuz gespürt, wie am Samstag. Und besonders die Eommas, 50+-jährige resolute Muttis, sind die Schlimmsten, sag ich euch! :-)

Und sonst so?

Was ist sonst so letzte Woche passiert? Eigentlich verhältnismäßig wenig, ich habe vor allem Freunde getroffen. Bei einer dieser Gelegenheiten haben wir auch endlich mal wieder eine Bar gefunden, die deutsches Bier ausgeschenkt hat. Ich hatte mir eigentlich eingebildet, dass das koreanische Bier dem deutschen gar nicht mal sooo unähnlich ist. Aber seit besagtem Barbesuch weiß ich, dass es durchaus einen Grund hat, warum wir für unser Nationalgetränk weltweit Ruhm einstreichen und ich von so ziemlich jedem (!) Menschen hier darauf angesprochen werde. Ich trinke zwar in Deutschland wohl eher unterdurchschnittlich viel Bier, aber das hier hat echt mal verdammt gut getan und war seine 7,00 € (!!!) wirklich wert.


Montag bin ich mit einem Freund zufällig in einem Park in Hongdae gelandet, wo sich eine koreanische Girlgroup gerade anstellte, einen Guerillia-Auftritt hinzulegen. Ich habe die Band ("D-Unit") anschließend mal gegoogelt: Anscheinend wurden sie - Suprise, Suprise - im Rahmen einer TV-Doku gecastet und sollen mit ihrer Gothic-angehauchten Kleidung eine Zielgruppe ansprechen, die bisher von Sistar und Konsorten nicht erreicht wird. Whatever - die Musik ist typischer K-Pop. 

Randnotiz: Alter, waren die winzig!

So. Das war dann also mein vorletzter Eintrag aus Sinchon, Seoul. Diese Woche geht auch wieder meine Schule los, wo ich den ersten Aufbaukurs besuchen werde. Von einer Mitschülerin habe ich schon gehört, dass ihre Lehrerin extrem schlecht ist - ich hoffe mal, dass ich Glück habe.

Ansonsten trudeln so langsam auch immer mehr deutsche Bekannte hier in Seoul ein. Jonathan (Ja, ein Namensvetter!), den ich aus Göttingen kenne, besucht hier ab übermorgen seine Freundin und in einer Woche ist dann auch Stefan hier, mit dem ich seit der siebten Klasse befreundet bin. Vor ein paar Tagen haben wir unseren Trip an die nordkoreanische Grenze gebucht - das wird definitiv eins der Highlights meiner Reise.

Ich hoffe ihr genießt die Sonnenstrahlen in Deutschland - in zwei Wochen bin ich wieder da!

Jonathan

Montag, 30. Juli 2012

Entwicklungshilfe, Shopping auf Koreanisch oder schlichtweg: Wo ist all' mein Geld geblieben?


Hey,

das Bloggen fällt mir langsam richtig schwer, denn jeder Eintrag bedeutet gleichzeitig, dass wieder eine ganze Woche hinter mir liegt. Drei habe ich noch und ärgere mich zunehmend, dass mein fehlendes Visum jegliche Verlängerung ausschließt (Okay, man könnte tricksen - an dieser Stelle freundliche Grüße an Christoph). Auf der anderen Seite komme ich aber auch wegen eines tollen Anlasses zurück. Eigentlich sind es sogar zwei, denn neben dem Workshop bei Scholz & Friends in Berlin steht noch die Hochzeit zwischen Stefan und Merle an, auf die mich mich wirklich sehr freue, genauso wie darauf, euch alle wieder zu sehen.

Übrigens: Ich glaube, ich habe euch noch nie mein "Haus" von außen gezeigt, oder? Perfekter Einstieg!

In diesem Komplex wohne ich.  Und am Zebrastreifen im Vordergrund (mit Ampel!) habe ich zusammengerechnet bestimmt schon einen halben Tag gestanden.

Meine vorvorletzte Woche


Die letzte Schulwoche stand unter dem Zeichen der allmonatlichen Abschlussprüfung, die ich ja bereits einmal hinter mir habe. Auch wenn mein B+ damals nicht wirklich gerechtfertigt gewesen ist (das geb ich mal ganz offen zu!), war ich aus meiner Klasse diesmal wohl der Gelassenste. Den zwei Mexikanerinnen war das Ganze zu stressig - sie sind die Woche erst gar nicht mehr aufgetaucht.

Den schriftlichen Teil habe ich dann auch mit 95/100 Punkten abschließen können. Im mündlichen Teil gab es für mich 18 von 20 Punkten. Lustigerweise hat mich in diesem Bereich meine ungeliebte Ex-Lehrerin geprüft und ich hatte somit die Chance es ihr mal richtig zu beweisen! Ha! Ich habe auch tatsächlich alles verstanden, was ich von ihr gefragt wurde und konnte in zusammenhängenden Sätzen antworten: 1 - 1, würde ich sagen, meine Liebe! 

Die Japaner/innen, die mir im Vormonat regelmäßig meine Grenzen aufgezeigt hatten, konnten übrigens auch dieses mal wieder die Traumpunktzahl 100/100 erreichen und wurden vom Ceo des Instituts besonders gewürdigt. Wir haben inzwischen die Vermutung, dass dieses Grüppchen schlicht und einfach aus Koreanern besteht, die sich auf diesem Weg (vergeblich) an Foreigner ranmachen wollen :-).

Das, was am Freitag noch von meiner Klasse übrig geblieben ist: Ich, Hitomi (Japan), Yu (Japan), Valya (Sibirien), unserer Lehrerin, Moni (Kasachstan), Kuralay (Kasachstan).

Nach der Zeugnisvergabe sind wir noch zusammen Essen gegangen. Weil nicht alle Englisch konnten, wurde tatsächlich die meiste Zeit auf Koreanisch gesprochen. Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, die beiden kasachischen Mädels in gespielter Ernsthaftigkeit mit meinen aus dem Film "Borat" gewonnen Informationen über ihr Heimatland zu konfrontieren, was von ihnen wiederum mit Gesten beantwortet wurde, die anscheinend auf der ganzen Welt Gültigkeit besitzen.

Ansonsten war ich letzte Woche auch wieder bei meinen geliebten LG 트윈스, wobei immer noch kein Koreaner, dem ich davon erzählt habe, verstehen kann, wie ich es geschafft habe, Anhänger dieses Teams zu werden.

Gute Sicht, falscher Block: Umgeben von Fans des Gegnerteams.

"Mein Team" lag auch mal zur Abwechslung schnell 2 - 0 vorne, was in vielen Matches bereits einer Art Vorentscheidung gleichkommt, denn Punkte fallen hier recht selten. Da die Dame vom Kartenhäuschen natürlich kein Englisch konnte, war ich übrigens im falschen Block gelandet und konnte so weder Hymnen meiner Lieblingsspieler mitgröhlen, noch meine Fanausrüstung auspacken, was den Genuss wirklich getrübt hat - genau wie das Endergebnis.
Wie gesagt: Im koreanischen Baseball fallen relativ wenig Punkte, meistens sieht man man Ergebnisse wie 2-3, 1-0, 2-0 etc. - Wenn ich euch jetzt erzähle, dass der Gegner alleine im sechsten Inning fünf Stück (!!!) gemacht hat, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, warum es manchmal nicht leicht ist, ein Twins-Fan zu sein, und dass man sich auch nach einer 2 - 0 Führung noch nicht freuen sollte.

Mal wieder 'ne Niederlage: Aber ein neues Cap hab' ich trotzdem!

Heute war ich in der Ceox-Mall und habe, wie versprochen, einen Haufen Bilder gemacht. Die Mall liegt im östlichen Teil Seouls (Samseong-Station, World Trade Center Seoul), aber noch relativ zentral. Mit der Subway braucht man von Sinchon um die 45 Minuten, die aber - wie beschrieben - dank W-Lan in den Waggons recht schnell 'rumgehen.

Die Umgebung der Mall, auch dabei: Audi.
Ceox-Plaza.
Von vorne!

Wie im vorletzten Post beschrieben: Shoppen ist die wohl beliebteste Freizeitbeschäftigung der Bewohner Seouls. Und genau wie ihre Wohnorganisation funktioniert auch das Einkaufen anders als bei uns Deutschen, die wir ja zu gerne durch zentrale, von dreistöckigen Fachwerkhäusern gesäumten Einkaufsstraßen schlendern - da schließ ich mich übrigens mit ein!
Der beliebteste Tag für Einkäufe ist der Sonntag, an dem so ziemlich jedes Geschäft fulltime geöffnet ist. Die koreanischen Malls erinnern an riesige Markthallen: Im Inneren lassen sich hunderte von kleinen Geschäften finden, die von eigenständigen Labels/Dachmarken betrieben werden. In der COEX-Mall gibt es zudem ein riesiges 4-D-Kino (die vierte Dimension besteht in diesem Fall aus beweglichen Kinosesseln, Wasser und Duftstoffen, die ins Publikum geblasen werde. Randnotiz: Titanic besser nur in 3D gucken!), das beschriebene Aquarium, ein Convention-Center und eine Kunstgalerie - und natürlich auch auch eine Klinik für plastische Chirurgie.

Eigener Subway-Aus- und Eingang!
So sieht die unterste Etage aus: Diese schlauchartigen Gänge mit Stores und Restaurants links und rechts ziehen sich kilometerlang durch das Gebäude.
Das vielleicht rosaste Geschäft der Welt!
Awwwwww!
 Noch eins aus der Kategorie "Awwwwww"!
Ist das Pedobär???!!!! Ich hab ein ganzes Geschäft mit seinem Antlitz gefunden!!!
Wer wünscht sich nicht eine solche Puppe?
Das Ding war bestimmt einen halben Meter groß!

Glaubt mir: Ich habe eine ganze Tonne an Mitbringseln erstanden und muss jetzt mal anfangen zu überlegen, was ich hier lasse, um Gepäck-Gewicht zu sparen. Das liegt auch daran, dass ich schon so viel Kleidung für mich selbst gekauft habe - Korea ist für meinen Geschmack wirklich ein Einkaufsparadies - und dank eines "Krieg als Ausländer die Mehrwertsteuer am Flughafen zurück!"-Programms, muss ich zum Glück nichtmal ein allzu schlechtes Gewissen haben.

Wie Koreaner Leben: Insights #2


Ich habe euch letztes Mal beschrieben, dass Südkorea in den letzten Jahrzehnten eine immense Entwicklung durchlebt hat. Letzte Woche habe ich mich zum ersten mal mit einem Freund getroffen (Koreaner, lebt in London), den ich - alle Klischees erfüllt - zufällig letztes Jahr in einem Starcraft-Match getroffen habe. Er studiert in London Economics, sein Vater ist so etwas wie der Financial-CEO von Samsung England. Wir hatten ein wirklich interessantes Gespräch über die Thesen, die ich in meinem letzten Blog aufgestellt habe.

Korea vor sechzig Jahren, das war nicht viel mehr als eins der ärmsten Länder der Welt. Regelmäßig kamen die Nachbarn mal aus dem Norden, mal aus dem Süden vorbei, um Gebiete zu besetzen und sich an der Arbeitskraft und den (wenigen) Rohstoffen des Landes und seiner Bewohner zu bereichern.  Im Koreakrieg 1950 waren Nordkorea und China mit ihren Truppen fast bis Seoul vorgedrungen, aber von UNO-Truppen zurückgedrängt worden. Der größte Teil der alliierten Truppen bestand dabei aus Amerikanern; aber auch die Türken sendeten eine Spezialtruppe, die immer wieder entscheidende Verteidigungs- und Sabotageaktionen durchführten - und ihrem Land eine bis heute in Südkorea anhaltenden Sympathie sicherten (dazu bald mehr: diese Woche komme ich einer alten Faerberschen Familientradition nach und werde ein Kriegsmuseum besuchen).

Die südkoreanische Führung stand somit vor folgender Situation: Ein bitterarmes Land, bergige Landstriche ohne viele Rohstoffe, zudem ein hochgerüsteter Nachbar, dem man auch durchaus einen weiteren Einmarsch-Versuch zutraute - bei die Siedler von Catan würde man mit dieser Ausgangsposition wohl das Brett umwerfen.
Aber man hatte auch etwas auf der Habensseite: Eine Armee von konfuzianistisch-erzogenen ArbeiterInnen. Und diese bildeten das Rückgrad des südkoreanischen Aufschwungs, der von der staatlichen Führung wie in einem Strategiespiel, gewissermaßen "Top-Down" in mehreren Entwicklungsschritten organisiert wurde. Weil zunächst kein Binnenmarkt vorhanden war, wurden südkoreanische Arbeitskräfte in die weite Welt gesandt, wo sie an unzähligen Bauprojekten und Wiederaufbauten nach dem zweiten Weltkrieg beteiligt waren. Parallel stellte man in heimischen Fabriken allerhand einfacher Artikel für den Weltmarkt her. Das Zentrum dieser wirtschaftlichen Aktivität stellten die staatlichen Großkonzerne dar, die bis heute noch einen extrem großen politischen Einfluss haben: Hyundai, KIA, Samsung, etc.

Der Cheonggye-Stream: Seoul vor 60 Jahren
Das gleiche Areal 60 Jahre später: In diesem Zeitraum wurde die gesamte Stadt inkl. Subway errichtet - von einer Generation.

Und in Zukunft? Erst letzte Woche hat Samsung mit seiner Galaxy-Sparte Apple als Smartphone-Platzhirsch abgelöst. Der nächste Entwicklungsschritt soll übrigens von der Roboterproduktion getragen werden. Also: Daumen aber mal ganz senkrecht nach oben?! - Vielleicht ...

Muss sich etwas dazuverdienen: Eine koreanische Rentnerin verteilt Werbeflyer für ein Restaurant.

... wenn da nicht solche Bilder wären. Wie oft geht ich durch die Stadt und sehe gebückte Rentner mit einfachen Besen den Bordstein fegen, Mülleimer ausleeren oder Flaschen zusammensammeln. Der Aufstieg scheint in vielen Fällen genau bei denen nicht anzukommen, die ihr Leben lang an ihm mitgearbeitet haben. Laut Christoph liegt der Steuersatz in Südkorea bei etwa 10% - da wundert es einen irgendwie nicht, dass es zu solchen Entwicklungen kommt.

Südkorea ist geprägt von einem knallharten Wettbewerb. Wer es schafft, auf eine der drei, vier besten Universitäten des Landes zu kommen, der wird zwar - nach unseren Maßstäben und Lebensmodellen - immer noch kein himmlisches Leben haben, aber wenigstens ein finanziell extrem erträgliches. Und das ist, wie bereits an anderer Stelle meines Blogs berichtet, in einer Kultur, die vor allem in der Öffentlichkeit stattfindet und somit relativ stark von den dort zu präsentierenden Statussymbolen angetrieben wird, keine schlechte Sache.

Dieser Wettbewerb um die Gewinner-Plätze bedeutet auch, dass es einen extremen Druck gibt, möglichst attraktiv zu sein. Gestern habe ich die Anzeige einer Schönheitsklinik aus der Subway gepostet. Hier ist eine weitere, wobei ich ohne Mühe bestimmt zehn, zwölf solcher Plakate hätte ablichten können:

Neue Nase gefällig? 

Man sieht diese Tendenz aber auch an unzähligen Kosmetikgeschäften oder Abnehmprogrammen:


Ich hab' zwar ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, wie es Koreaner schaffen können, dick zu werden (ich hab hier durch das gesunde Essen schon 3kg an Fett abgenommen!), aber auch das gibt es - und diejenigen haben es hier wirklich, wirklich schwer! Dick zu sein gilt nicht nur als Makel, sondern auch als Zeichen von Charakterschwäche.

Wenn wir schon mal beim Thema Essen sind: Hier noch kurz mein kulinarisches Highlight letzte Woche, das ich zusammen mit Anne, einer deutschen Freundin, die nun für ein Jahr hier leben wird, gegessen habe.

Warum gibt es solche Restaurants eigentlich nicht bei uns? Wir sind doch auch eine verdammte Grillnation!

Man kriegt zu Beginn die sidedishes serviert und den Grill befeuert. Dann ordert man das gewünschte Fleisch und brät/grillt es (natürlich Männerarbeit!) am eigenen Tisch. Um die Grillfläche herum brutzelt eine Art Rührei. Lecker!!!!

So. Das war mal wieder ein langer Post. Ich hoffe es war für jeden etwas dabei - und die angeforderten Bilder haben euch Spaß gemacht.

Nächste Woche Samstag werde ich zur Expo fahren, ansonsten ist hier Olympia ein ganz großes Ding und ich versuche ab und zu ein paar Wettkämpfe zu schauen. Ich habe gehört, dass es für "uns" nicht unbedingt gut läuft - aber seht's mal so: Die Koreaner können ihre Goldmedaillen auf Grund des "Flag-Incidents" gar nicht richtig genießen! :-)

Viele Grüße, 

Jonathan