Sonntag, 24. Juni 2012

Fleisch, Stress und nackte Koreaner.

Hey,

wieder ist eine Woche vorbei. Und mir geht es wie Valerie, die in ihrem Blog über ihre USA-Reise schreibt: Die Eindrücke sausen an mir vorbei - in einer Woche lebe ich schon einen ganzen Monat hier.

So sieht's aus in Sinchon: Wuselig! Vorne: Die typischen Straßen-Stände, an denen man günstig Essen (Barbecue, Waffeln, Frittiertes) und anderen Kram (Caps, Klamotten usw.) kriegt. Nein, im NIGHT CLUB war ich noch nicht! :-)
Wenn Gerry mal sein Stativ mitbringt, gibt es noch ein paar bessere Fotos. Besonders am Wochenende ist es hier nachts/abends extrem voll. Die meisten Geschäft scheinen immer aufzuhaben.

Ein Urlaub ist es bisher nicht. Auch heute (Sonntag) habe ich keine Zeit mal einfach rumzuhängen. Denn morgen ist "Presentation-Day". Die gesamte Schülerschaft des Bestfriend-Centers muss dann in ihren jeweiligen Klassen einen Vortrag auf Koreanisch halten. Da ich im Beginner-Kurs bin, gab es immerhin zwei recht simple Themenvorschläge: "Meine Familie" oder "Mein Heimatland". Weil die Koreaner - wie schon beschrieben - für so ziemlich jeden Verwandtschaftsgrad eine eigene Vokabel haben und ich in dieser Stunde irgendwann geistig ausgestiegen bin, blieb für mich nur Option 2 übrig.

Und so habe ich vorgestern mit meinem koreanischen 100-Wort-Wortschatz einen kleinen Vortrag gebastelt. Von außen betrachtet mag das Ganze nur so vor Klischees strotzen. Aber was soll man machen, wenn man Deutscher ist und bisher nur Vokabeln wie "Bier", "Auto", "Baum" oder "Haus" hatte?! Die Hälfte des Vortrags besteht indes vor allem aus den Verben "입니다" (Verb: sein) und 있습니다 (Verb: vorhanden sein). Ich werde also in etwa solche Sätze sagen: Ich bin Deutscher. Ich erzähle euch etwas über das Land Deutschland. Das ist ein Bier-Haus. Im Bierhaus kauft man Bier. Bier ist in Deutschland günstig. Im Bierhaus kauft man auch Schweinefleisch. Deutsche mögen Fleisch.

이것은 돈일 입니다 (Das hier ist Deutschland - so in etwa).

Gestern war ich mit Gerry in einem koreanischen Badehaus, nachdem wir den halben Tag zuvor an unseren Hausaufgaben gesessen hatten. Von diesen Badehäusern gibt es wirklich viele hier. Wir haben uns aber entschlossen, erstmal in eins mit touristischem Charakter  zu gehen, das uns vom Reiseführer empfohlen wurde. Also rein in die Subway Richtung "Dragon Hill Spa"!

Das Gebäude ist schwer zu verfehlen, da es sich zum einen direkt neben einem Bahnhof befindet und zweitens sieben Stockwerke hoch ist - inklusive blinkender Leuchtreklame.
Am Eingang bezahlt man erstmal seine ca. 9€ und kriegt anschießend ein Armband mit Schlüssel und eingebauter Chipkarte, mit der man innerhalb des Gebäudes alles bezahlen kann, sowie eine Baumwoll-Granitur, bestehend aus T-Shirt im Stile eines 70-er Jahre Fußballtrikots und einer kurzen Hose. Bevor man den Spa endlich betreten kann, heißt es aber erstmal (wie fast überall in Korea): Schuhe aus!  

Dann geht es Richtung Fahrstuhl - an dieser Weggabelung beginnt erstmal die strikte Geschlechter-trennung. Frauen entspannen sich in Stockwerk 3 und 4, Männer nehmen einen anderen Aufzug und fahren in den 5ten Floor. Dort angekommen erstmal ein kleiner Schock: Alle sind nackt! Okay: Erstmal in den Umkleideraum und Baumwolloutfit anziehen. Aber: Nichts da! Ein Aufseher gibt uns zu verstehen, dass wir die Dinger ausziehen müssen. Also zurück in den Umkleideraum. Gerry und ich rätseln während des Entkleidend, warum sie uns die Klamotten dann überhaupt gegeben haben, sind gleichzeitig aber auch froh, dass der Aufseher wenigstens Englisch konnte.

Also Augen zu und durch. Erstmal auf Entdeckungstour gehen. Auf den zwei Stockwerken gibt es diverse Schwimm-Becken mit unterschiedlichen Temperaturen (17°C, 30°C, 37°C, 50°C), unterschiedliche Saunen, ein paar warme Steinböden mit Kopfstützen, auf die man sich legen kann, sowohl einen Bereich mit Seifen, Peeling-Handtüchern, Hockern und Duschen.
Viele Koreaner gehen einmal pro Woche in ein solches Badehaus: Wellness for the masses - würde ich bei dem Preis in Deutschland auch machen. Während wir im 37°C Becken chillen, rätseln Gerry und ich, warum es so etwas überall auf der Welt zu geben scheint, außer in unseren Heimatländern. Ich versuche ihm das deutsche Kulturgut "Freibad" zu erklären, schaff es aber wohl nicht zufriedenstellend.

Das Nacktsein stört schon zu diesem Zeitpunkt lustigerweise gar nicht mehr. Mutig nehmen wir uns vor, die nächste Stunde andauernd zwischen Kalt- und Heißbecken zu pendeln, um unserer Haut und den Abwehrkräften was Gutes zu tun. Danach gucken wir uns die Preise für traditionelle Massagen an, beschließen anschließend aber, das Geld lieber in Essen zu investieren, ziehen unsere Spa-Klamotten an und gehen in den "gemischten" ersten Floor, wo wir ein überraschend gutes Essen serviert kriegen, das mich sehr, sehr positiv überrascht. In Deutschland sind solche angeschlossenen Restaurants/Imbisse ja meistens sehr schlecht, zudem überteuert. Anschließend geht's noch mal den Fahrstuhl hoch.
Übrigens: Die Schwimmbäder werden von vielen Touristen/Reisenden als günstige Schlafgelegenheit genutzt, denn theoretisch kann man sich dort zum einen 24h aufhalten - zum anderen gibt es große Schlafräume, wo man (geschlechtsgetrennt) die Äuglein schließen kann - für 12€ eine recht gute Alternative zum Hostel/Hotel!
Der Ausflug war auf jeden Fall verdammt gut - und auch echt nötig. Ich hatte zum ersten Mal hier das Gefühl, richtig entspannt zu sein - ehe mir Gerry kurz vor dem Aufbruch beiläufig gesagt hat, dass wir diesen Donnerstag einen Abschlusstest über ALLES schreiben. Yeah! Das kann ja was werden ...

Nebenbei sitze ich auch immer noch an meiner Bewerbung für eine Trainee-Stelle in Deutschland. Drückt mir weiter die Daumen - am 30sten ist Abgabeschluss. Durch die Zeitverschiebung habe ich 7 Stunden Extra-Zeit, muss aber eigentlich nur noch kleinere Sachen und das Anschreiben machen. Also werde ich in diesen sieben Stunden wohl eher den Abschluss des A-Kurses feiern (hoffentlich) :-)

Technisch bin ich übrigens seit heute komplett ausgestattet: Kühlschrank steht, Aircon läuft, Fernseher ist da, Waschmaschine auch endlich (muss nur noch jemanden finden, der mir sagt, welche Knöpfe ich drücken muss).

Wünsche euch eine gute Woche in Deutschland: Im Anschluss noch einige Impressionen der letzten Woche.

Grüße, euer Jonathan.

Warum sind Asiaten so gut in Mathe? Seit gestern kenn ich die Antwort: Es gibt mindestens drei Sender, die den ganzen Tag solche Vorlesungen übertragen! True Story!
Gleiche Sendung - eine Stunde später:  Fun, Fun, Fun, Fun.
Am Freitag hatten wir keinen Unterricht, sondern waren mir unserer Lehrerin in einem Museum. Dort entstand auch die Wachskerze, die ich auf Facebook gepostet habe.
Anschließend gab's eine Suppe mit Meeresfrüchten: Beim Versuch, einen ganzen Scampi mit meinen Stäbchen zu "öffnen", habe ich leider extrem gefailt und musste die Hilfe einer japanischen Klassenkameraden annehmen - zur Freunde des ganzen Tisches.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Korean Food Special

Hey, Jungs und Mädels.

Wie versprochen hatte ich die letzten Tage mal meine Kamera mit beim Essen. Deswegen gibt es schon jetzt außerplanmäßig einen kurzen Blog-Eintrag.

Den Anfang macht Bibimbap, das ich im letzten Post beschrieben habe.

Bibimbap I: Momentan eins meiner Standardgerichte. Reis mit unterschiedlichen Gemüsesorten und einer pikanten Sesamsoße. Kosten ca. 3-4 €.

Bibimbap II: Gut mit den Chopsticks vermischen! Im Hintergrund dazu auf einem Holzbrett: gegrilltes, dünn-geschnittenes Schweinefleisch, sowie rechts eine Suppe als sidedish.

Bibimbap III: So sieht das Ganze nach ca. 10 Minuten aus.

Dazu gibt es auch häufig ein"steamed egg". Dies ist eine Art wässrig-glibbrig-warmes Eiweiß, in einer Schale serviert - ich hasse es! Zum Glück hab ich bisher immer Abnehmer für meine Portion finden können :-)

Gestern bin ich zudem in einer Seitenstraße auf dieses Restaurant gestoßen - und musste natürlich ein paar Fotos machen. Frischer zubereitet kriegt man seinen Fisch (und was auch immer noch serviert wird, siehe Foto 2) wohl nur, wenn man mit offenem Mund durchs Meer taucht.

Im unteren Aquarium schwamm ein knuffiger kleiner Octopus.


Die hier werden laut Gerry lebend gegessen.

Ich habe schon eine ganze Weile nach Lebensmitteln gesucht, die ich morgens und abends essen kann. Denn Brot oder Brötchen in "unserem" Sinne gibt es hier in Korea natürlich nicht. Auch meine überteuerten Cereals (kleine Packung um die 5 Euro) sind im Moment keine Alternative, weil ich gerade keinen Kühlschrank habe (wird hoffentlich bald repariert, Neverending Story) - und ohne Milch ist das irgendwie auch nichts. Die Lösung: Kimbap. Ist so eine Art Sushi und kostet im Supermarkt um die 1,50€. Mein Favorit bisher: Tuna & Kimchi.

Kimbap: Schmeckt lecker und hat eine recht knackig-feste Konsistenz, da der Reis sehr klebrig ist.


















                                   
Auf dem letzten Foto sehr ihr unser heutiges Mittagessen. Den Namen kann ich euch leider nicht liefern, aber es ist verdammt lecker - und verdammt scharf. Und glaubt mir: Ich bin inzwischen scharfes Essen gewöhnt. Das hier hat aber wirklich alles getoppt. 
Es wird von den Kellnern am Tisch auf einer Gasbefeuerten Kochplatte zubereitet und besteht vor allem aus Gemüse (Sprossen), Hühnerfleisch und einer Art Bacon. Irgendwann wird dann noch von den Kellern Reis reingekippt und angebraten. Yohamnida! Und inkl. Sidedishes und Wasser ca. 4,50€ sind echt unschlagbar. Leider wollen die anderen da nicht mehr mit mir hin - besonders die Japaner scheinen "spicy food" überhaupt nicht auszuhalten ;-)

Auch sehr gut. Die rote Sauce besteht fast ausschließlich aus Chili (Ein Danke für das Foto geht an Christoph).

Also: Ich werde weiter versuchen euch das eine oder andere koreanische Gericht nahezubringen, wenn gewünscht.

Beste Grüße, Jonathan.

P.S: Meine Waschmaschine ist da - jetzt muss ich nur noch die Beschriftung übersetzen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Subway, Ninjas und der Junge aus der letzten Reihe.


Hi again!

Ist wirklich schon wieder eine Woche rum? Ich hab das Gefühl, dass die Zeit im Expresstempo vorbeieilt. Aber das ist wahrscheinlich ein gutes Zeichen, denn war der letzte Post noch einer der Kategorie "Pleiten, Pech & Pannen", ist inzwischen so etwas wie ein halbwegs normaler Alltag hier für mich eingekehrt.

In den Kommentaren zu meinem ersten Blogeintrag wurden mehr Fotos gefordert. Deswegen wird sich der Textanteil ein wenig zu Gunsten der Fotos reduzieren - habe heute extra das eine oder andere mal die Kamera rausgeholt.

Also: Wie sieht mein Alltag derzeit aus? -  Eigentlich wie der eines ganz normalen Schülers, was sich jedoch nach etlichen Jahren Universität, Jobben etc. doch relativ seltsam anfühlt.
Mein Wecker klingelt morgens, ich mach' mich fertig, packe meine "Schultasche", besorge mir bei einem der unzähligen kleinen Supermärkte etwas zu trinken (oder zapfe die stille- Mineralwasservorräte meines Apartmentkomplexes an) und schlendere Richtung Schule.

Mein Apartment 1: Groß ist anders - aber nur 10 Minuten Schulweg sind für Seoul verdammt gut.
Mein Apartment 2: Was fehlt? - Genau, meine Waschmaschine.
Hier geht's jeden Morgen lang.

Natürlich bin ich meistens relativ spät dran und kriege deswegen so gut wie nie den Aufzug im Schulgebäude. Das bedeutet: Sechs Stockwerke hochhetzen - zum Glück ist unsere Lehrerin auch immer drei, vier Minuten zu spät dran. Wie es sich für den schlechtesten Schüler der Klasse gehört, sitze ich freiwillig in der letzten Reihe und dort an der äußersten Seite. Das rettet mich in der Praxis trotzdem so gut wie nie vor dem Aufgerufen-werden.
Am Anfang der Stunde werden von der Lehrerin erstmal die Hausaufgaben kontrolliert, anschließend hetzen wir dann drei Stunden durch unseren koreanischen "Crashkurs".

Ich habe bereits im letzten Post erwähnt, dass das Ganze für die zahlreichen Japaner relativ einfach ist - für mich jedoch bleibt die Sprache jedoch bislang wirklich eine harte Challenge und ich muss zu Hause viel nacharbeiten. Mein größtes Problem ist das Tempo im Unterricht: Die fünf Minuten zuvor überflogenen neuen Vokabeln tauchen meistens wie selbstverständlich in den folgenden Grammatikübungen wieder auf. Während meine Sitznachbarin Yoko dann schon Maschinengewehr-artig die Beispielsätze in ihr Workbook reindonnert, bin ich mir bei vielen Vokabeln nichtmal sicher, ob es sich um irgendeine neue Verbform, einen Eigennamen oder was auch immer handelt.

Trotzdem mache ich irgendwie Fortschritte, was glücklicherweise auch schon meinem Landsmann Christopher  aufgefallen ist: Für nun 8 Tage Unterricht ohne Vorkenntnisse ist mein Koreanisch wahrscheinlich gar nicht mal so übel. Mein Highlight in dieser Beziehung war ein kurzes Gespräch mit unserem Hausmeister, dem ich stolz meinen Namen, Alter und Nationalität nennen konnte. Bei dieser Gelegenheit habe ich ihm mit einer Mischung aus Koreanisch, Englisch, Händen & Füßen auch noch einmal zu verstehen gegeben, dass es langsam mal Zeit wäre, dass meine Waschmaschine geliefert wird. Nächste Woche werdet ihr erfahren, ob er mich verstanden hat - oder meine Handwaschskills weiterhin gefordert werden.

Nach der Schule geht meine Klasse zumeist gemeinsam essen. Erik, Amerikaner mit chinesischen Wurzeln und koreanischer Freundin kennt glücklicherweise eine ganze Palette an "Geheimtipps", die wir nun Tag für Tag abarbeiten. Vielleicht habt ihr einige dieser Fotos, die bei diesen Gelegenheiten entstanden sind, auf Facebook gesehen. Ich habe es übrigens (mir schleierhaft!) geschafft, mir bei den anderen das Image des "hungrigen Jonathan" zu erarbeiten - aber warum auch nicht, denn das Essen ist hier tatsächlich etwas ganz Besonderes.

Das Gericht, das ich bislang am häufigsten bestellt habe, heißt bibimbap, was übersetzt wohl so etwas wie "ein bisschen von allem" heißt. Es setzt sich zusammen aus Reis, unterschiedlichem Gemüse (Immer dabei: Sojasprossen, Karotten und Salatblätter) und einer Sesamsoße und wird nach dem Servieren mit den Stäbchen vermischt. Obligatorisch (wie bei jeder koreanischen Malzeit) werden dazu sidedishes mit anderem Gemüse, Soßen, Salaten und ab und zu auch eine Suppe serviert. Außerdem öfter dabei: Ein Ei oder gegrillte Fleischstücke. Wenn ich euch schreibe, dass das Ganze umgerechnet nur um die 3 Euro kostet (und das Wasser dazu sowieso immer gratis ist), wisst ihr, warum das Ganze so etwas wie mein Standardgericht geworden ist, das ich wirklich alle 2 Tage esse.

Übrigens: Koreaner lieben es in größeren Gruppen essen zu gehen. Am Eingang des Restaurants wird die Anzahl der Personen angegeben, anschließend werden Tische zusammengeschoben und die Speisekarten ausgeteilt. Anschließend wird nie individuell bestellt, sondern man einigt sich auf zwei bis drei große Gerichte, die dann sowohl am Tisch als auch beim Bezahlen geteilt werden. Eine sehr, sehr gute Tradition - jedenfalls wenn man das Image des hungrigen Jonathan hat und seine Pfanne mit zwei kleinen Asiaten teilen darf ;-).

Das Essen wird in diesen Restaurants immer direkt am Tisch zubereitet. Zu diesem Zweck verlaufen überall kleine Gasleitungen durch das Restaurant, die die in die Tische eingelassenen Kochstellen befeuern. Inzwischen haben wir Foreigner sogar gelernt, welche Bezeichnung für "extra spicy" steht - und das war wirklich nötig!

Zu guter letzt noch ein kleines Update: Ich konnte diese Woche zwei sehr wichtige Dinge von meiner To-Do-Liste streichen. Zum einen habe ich endlich einen Geldautomaten gefunden, der sich sowohl auf Englisch umstellen lässt, als auch meine western VISA-Card akzeptiert. Zum anderen bin ich jetzt offizieller Subway-Pro (und nein, ich meine nicht die Fastfoodkette, Daniel!).

Ich muss zugeben, dass mir dieses riesige Streckennetz bei meiner ersten Fahrt durchaus Respekt eingeflößt hat. Dass nach meiner ersten Fahrt und dem Versuch den Ausgang zu durchqueren ein Alarm losging und ich die Station erst nach einem klärenden Gespräch an einer Funksäule verlassen konnte, trug auch nicht gerade dazu bei, dass ich unbedingt große Lust hatte das Ding zu nutzen.
Aber Hey - ich bin ja genau in Korea, um genau solche Herausforderungen anzunehmen. Deswegen bin ich Mittwoch einfach mal ein bisschen rumgefahren.
Das läuft dann folgendermaßen: Man kauft sich in der Regel kein Ticket, sondern nutzt eine elektronische Karte, die beim Ein- und Ausgang jeweils gecheckt und je nach Fahrtlänge belastet wird. Zur Sicherheit habe ich an diesem Tag wirklich eine Unsumme darauf eingezahlt um ja nicht irgendwo liegen zu bleiben.
Mein Resümee: Wir sind jetzt gute Freunde, die Metro und ich! Heute hat sie mich zum Beispiel in einen angrenzenden Stadtteil gebracht, wo ich eine kleine Führung von Jihye, einer koreanischen Freundin meiner Schwester, gekriegt habe. Hier sind ein paar unserer Stationen bebildert.


Station 1: Möbel des dänischen Designers Finn Juhl aus den 60ern ...


... seines Zeichens einer der einflussreichsten Künstler auf das ...

... ,was wir bei uns wohl als IKEA-Stil bezeichnen würde.

Station 2:  Gyeongbokgung-Palast: Laut Guide fiel hier Königin Min 1895 einem Angriff japanischer Ninjas zum Opfer. (Sollte man an dieser Stelle "leider geil!" schreiben?!)

So, das war heute mal ein kürzerer Post, den trotz des Wochenendes bin ich derzeit relativ gestresst und habe es nicht einmal geschafft Vokabeln zu wiederholen, was gleichbedeutend mit einem Montag der eher unangenehmeren Sorte ist. Die Koreaner haben für so ziemlich jeden Grad der Verwandtschaftsbeziehung eine eigene Vokabel. Gut - gewundert hat mich das nicht, aber ich kann bisher gerade mal zwei: Mama und Papa.
Der Stress resultiert vor allem daraus, dass ich derzeit von Korea aus meine Bewerbung für eine Traineestelle in Deutschland ausarbeiten muss. Abgabeschluss ist der 30. Juni - also drückt mir die Daumen!

Wie gehabt noch ein paar abschließende Impressionen:

Ohne Sonnenbrille gibt's ab und zu mal eine Reizüberflutung: Wohngebiet in Gwanghwamun.

No comment.
Mein Bezirk, alter! Sinchon City.



P.S: Wahrscheinlich haben die meisten von Euch mitbekommen, was in meinem kleinen Heimatdörfchen Groß Ilsede letzte Woche passiert ist. Ich wollte nur kurz anfügen, dass ich alles mitverfolgt und oft an Euch gedacht habe. Ich kann das alles selbst noch nicht richtig einordnen: Was für eine Tragödie...





Sonntag, 10. Juni 2012

Innereien, "Lost" und ein kleiner Fluss zwischen Hochhäusern


Hey!

Inzwischen ist fast eine Woche seit meinem Abflug vergangen und ich denke, dass ich genügend Eindrücke sammeln und interessante Beobachtungen machen konnte, um meinen ersten Blogeintrag zu verfassen. Das hier ist auch tatsächlich mein erster Blog und somit auch mein erster Post EVER - ich hoffe ich finde einen guten Schreibrhythmus (angepeilt ist ein ausführlicher Beitrag jedes Wochenende) und ihr habt Spaß an meinen Einträgen. Also, los geht's! 

Mein Flug am Montag war eigentlich ziemlich unspektakulär - wie man sich einen Flug halt vorstellt. Es gab einen traurig-schönen Abschied von meiner Freundin und meiner Familie, einen Transfer-Flug nach München und ein ziemlich gutes Entertainment-Programm im Flugzeug. Ich hatte außerdem Glück und 2 Plätze alleine, konnte mich also richtig ausbreiten. 
Ich bin in meinem Leben noch nicht besonders oft geflogen und auch niemals eine so lange Strecke, deswegen war schon alleine das relativ "mächtige" Flugzeug (die Bezeichnung hab ich aber vergessen) ein Event für mich. Zwei Sitze war dann auch gleichbedeutend mit zwei Bildschirmen und so habe ich auf meinem "Zweitscreen" immer die aktuellen Flugdaten im Blick haben können. 
Wir sind einen kleinen Bogen geflogen und als es noch hell war, habe ich vor allem Russland gesehen - sehr beeindruckend diese Weite. Überall spiralförmig-geschlungene Flüsse und weit und breit keine Menschen, Städte - nichts! Es wurde dann aber sehr schnell Nacht (die Flugrichtung lässt grüßen) und so habe ich ansonsten nicht mehr besonders viel vom Rest der überflogenen Länder mitgekriegt.

Um ca. 5 Uhr morgens Ortszeit sind wir dann in Südkorea gelandet. Der Flughafen liegt außerhalb von Seoul, sehr nahe an der Küste - und was ich vom Landeanflug gesehen habe, war wirklich sehr sehr hübsch. Ich muss unbedingt mittelfristig einen Ausflug dorthin planen!
Ich bin dann mit meinem Handgepäck und meiner Laptoptasche ausgestiegen und immer dem Symbol für "Kofferrollband" nachgelaufen, bis ich plötzlich an einer U-Bahn-Station stand. Really?! - bin ich hier richtig oder hab ich es tatsächlich geschafft meinen Koffer zu verpassen? Mir war eigentlich klar, dass schon alles seine Richtigkeit haben sollte. Aber der Gedanke ohne Koffer in Seoul zu stehen war dann doch zu beängstigend und ich habe beim Flughafenpersonal nachgefragt: Alles in Ordnung. Der Flughafen und die Technikbegeisterung der Koreaner ist aber einfach zu groß, um ganz normal zu Fuß zu gehen.

Mit meiner Sprachschule hatte ich im Vorfeld abgesprochen, dass mich jemand anschließend zwischen 8 und 9 Uhr morgens abholen und zu meinem Apartment bringen würde. Also: 2 - 3 Stunden Wartezeit für mich. Da ich abgelenkt vom Entertainmentprogramm im Flugzeug (Sherlock Holmes, MadMen, Modern Family, Barbara und mein Fenster) nicht geschlafen hatte, war ich schon zu diesem Zeitpunkt zu müde um irgendwelche großen Aktionen zu starten. Zum Glück gibt es tatsächlich an sehr vielen Plätzen in Korea kostenloses W-Lan. Also: Laptop auf und erstmal kundtun, dass ich heile gelandet bin. Die Zeit verging recht langsam und da wir keine direkte Uhrzeit, sondern einen Zeitraum abgemacht hatten, konzentrierte ich mich ab 8 Uhr darauf, einen männlichen Asiaten zu sichten, der so aussah wie die Person auf dem Foto, das mir die Sprachschule gemailt hatte. Was dann passierte ist wohl ein absoluter Klassiker: Verwirrt von dem für mich (noch) relativ ähnlich aussehenden Menschen sprach ich jemanden auf englisch an, der für mich halbwegs wie der Sprachschule-Mitarbeiter aussah und fragte, ob er zufällig auf der Suche nach einem "Jonathan Faerber" sei. Das muss dem Armen irgendwie unangenehm gewesen sein und er suchte sehr schnell das Weite :).

Um halb zehn, als ich mir eigentlich schon sicher war, dass ich vergessen wurde, wurde ich dann endlich eingesammelt. Suilgi (ich glaube das ist sein Name, was mich jedoch wundert, da ich aus Göttingen eine weibliche Suilgi kenne) arbeitet in meiner Sprachschule (dem BestFriendsCenter) in der Verwaltung. Er ist Koreaner, aber in den USA aufgewachsen und spricht deswegen fließend englisch.
Auf der Fahrt im Taxi erzählte er mir, dass er vor ein paar Tagen irrtümlicherweise eine falsche Person abgeholt und nach Sinchon (in diesem Stadtteil in Seoul befinden sich Sprachschule und mein Apartment) gebracht hatte, die lustigerweise den gleichen Vornamen hatte wie seine eigentliche "Zielperson". Schöne Story, oder? 

Suilgi zeigte mir dann mein Apartment. Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar sehr erschlagen und müde, aber auch in dieser angespannt-vorfreudigen Stimmung, die man beim Reisen manchmal hat. Das Apartment lag im zweiten Stock eines kleineren Hochhauses und sah so aus wie ich es mir auch ungefähr vorgestellt hätte: Klein, aber nett ausgestattet mit Waschmaschine, Klimaanlage, relativ spartanischer Einrichtung, einem kleinen Bad und Arbeitstisch mit Internet-Buchse. Um ins Treppenhaus zu gelangen, benötigt man einen Code. Das beste an meiner Wohnung ist aber die Nähe zur Sprachschule und dem Zentrum des Stadtteils, wo es dann anschließend auch hinging.

Und Überraschung: Als ich dort eintraf wurde mir vorgeschlagen, dass der ganze Papierkram auch am Nachmittag erledigt werden könne, denn gerade in diesem Augenblick sei mein Kurs in vollem Gange. "Warum nicht?", dachte ich mir - dann verpasse ich wenigstens nicht so viel. Also ging es gleich ein Stockwerk höher. Ich will es nicht zu detailliert beschreiben, aber nach dieser drei-stündigen Unterrichtseinheit war ich auf Grund meines Schafentzugs nicht nur physisch am Ende, sondern auch um die Erfahrung reicher in einem Klassenraum zu sitzen und absolut nichts zu checken. Es war schlichtweg ein Alptraum. In Deutschland hatte ich einfach zu wenig Zeit und zuviel Stress mit meiner Abschlussarbeit gehabt, um eine solide Basis für meinen Trip zu legen - das rächte sich nun in diesem Augenblick. Das koreanische Alphabet wurde für mich noch einmal kurz durchgehetzt und schon ging es weiter. Ich hielt mich dann anschließend auch nicht mehr im Stadtteil auf, sondern wurde von Suilgi noch einmal zurück zum Apartment und einem Supermarkt gelotst.

"Zu Hause" angekommen gab es dann eine kleine Überraschung: "We made a mistake! Your Apartment isn't this here, it's downstairs". Also Koffer geschnappt und weiter im Programm. Mein "richtiges" Apartment unterscheidet sich nicht großartig von den anderen im Haus, bis auf die Lage und  den Status der Einrichtung. Das bedeutet: Ich wohne genau neben dem Gebäude in einem kleinen Zimmer, das eine ähnliche Größe hat, aber etwas separiert liegt. Das hat einen Vorteil, denn ich habe eine kleine Terrasse vor meiner Tür, aber auch Nachteile, denn ich habe keine Zahlencode-Sicherung und keine unmittelbaren Nachbarn - was in einem fremden Land ja durchaus Kontaktmöglichkeiten bringen würde. Die Einrichtung war  am Montag eher so "halbfertig" - die Möbel waren zwar drin, aber hier und da fehlten Steckdosenabdeckungen. Meine Waschmaschine hab ich bis heute nicht - aber es gibt vielleicht die Möglichkeit (das habe ich gestern angefragt) im nächsten Monat umzuziehen.

Suilgi verabschiedete sich dann mit dem Hinweis, dass der Hausmeister gleich vorbeikommen, mir den Schlüssel vorbeibringen und generell alles richten und einbauen würde. Okay - ich habe mich erstmal auf das Bett gelegt und Mittagsschlaf gemacht. Als ich um ca. 17 Uhr aufwachte, weil ich relativ starken Durst hatte, war jedoch noch niemand da gewesen. Da der Tag - ihr könnt das vielleicht nachvollziehen - bis dato eher semioptimal gewesen war, dachte ich einfach nur: Was mach ich hier eigentlich? Immerhin das Internet funktionierte; Google kam jedoch leider zum Ergebnis, dass ich besser kein Seouler Leitungswasser trinken sollte. Und jetzt?

Ich fasse noch einmal zusammen: Ich war verdammt durstig, Leitungswasser ist ein No-Go und Wasser kaufen geht nicht, weil ich meine Wohnung nicht abschließen kann, in der mein gesamtes umgetauschtes Geld, Kamera, Macbook und meine gesamten Klamotten liegen. Ich hatte keine Ahnung wo der Hausmeister stecken könnte. Und selbst wenn ich ihn finden sollte: Ich könnte eh nicht mit ihm kommunizieren, da - wie Suilgi beiläufig erwähnte - er natürlich kein englisch kann.
Ich hab deswegen einfach so lange vor meiner Haustür gestanden und auf Passanten gewartet, bis ich jemanden gefunden hatte, der englisch sprechen konnte. Ich glaube das Mädel hat mir mein Elend angesehen. Sie lief dann irgendwie im Haus rum und kam mit einer Telefonnummer wieder - keine Ahnung, aber 3 Minuten später hatte ich meinen Schlüssel in der Hand. Danke, Danke, Danke - ein kleiner Lichtblick.

Ich beschloss also, mich auf den Weg in die Innenstadt zu machen um Wasser zu kaufen, etwas zu essen und den Weg zur Sprachschule zu üben. Der Einkauf war relativ easy, die Sprachschule habe ich auch schnell wieder gefunden, aber das mit dem Essen gestaltete sich schwieriger als erwartet. 
Bis dato hatte ich implizit angenommen, dass ich mit englisch überall irgendwie durchkommen würde - de facto sprechen aber tatsächlich nur wenige und vor allem die jüngeren Koreaner englisch. Es wurde also ein riesiger Reinfall und ich kaufte mir letztlich ein paar frittierte Shrimps an einem Straßenstand. Am Abend hat sich das dann gerächt. wenn ihr wisst was ich meine ;) Details lass ich an dieser Stelle mal aus.

Typisch Sinchon: Überall kleine Geschäfte und Restaurants
Ein kleines Stück meines Schulwegs
Mittwoch, an meinem zweiten Tag, war schulfrei und der Höhepunkt meines Gefühls, "totally lost" zu sein. Habt ihr das schonmal erlebt? Es war wirklich extrem: Keine Kontakte, keine Ahnung was ich an Essen kaufen kann, keine eigene Pfanne, keinen Topf: Nicht einmal eine Schüssel oder eine Gabel, dazu noch die Nachwirkungen der Zeitverschiebung. Ich beschloss trotz des mittwöchentlichen Schulfreis in die Schule zu gehen, etwas nachzuarbeiten - und hoffentlich ein paar "Foreigner" oder englischsprechende Koreaner zu finden. Das Nacharbeiten hat ganz gut geklappt - der Rest nicht so. Sogar die meisten in der Sprachschule arbeitenden Koreaner können kein Englisch - oder sind zu schüchtern. Ich hab es trotzdem geschafft mir einen Traubensaft zu bestellen - super!
Langsam machte sich aber Problem Nummer 2 bemerkbar: Hunger. Ich ging in ein kleines Grill-Restaurant und konnte dem Koch irgendwie klar machen, dass ich gerne viele unterschiedliche Sachen probieren würde. Von den ca. 10 Spießen, die ich dann gegrillt bekam schmeckten leider nur 3-4 gut. Ich habe gestern rausgekriegt, dass das daran liegen könnte, dass es sich um Innereien handelte :). 

Der Tag war deswegen so etwas wie der absolute Nullpunkt. Die Nacht lag aber nochmal drunter, auch wenn das theoretisch nicht möglich ist. Während meiner Einschlafversuche begann mein Unterbewusstsein plötzlich Angst zu kriegen und schickte eine ordentliche Fuhre Adrenalin in meinen Körper. Warum? -  Der Rest der Wohnungen liegt hinter einem Zahlencode-geschützten Eingangsbereich, Suilgi hatte mir in der "ersten Wohnung" einen Emmergency-Knopf gezeigt, draußen alle 10 Minuten eine Polizei-Sirene - und ich liege mit meinem gesamten Hab und Gut in einem nur von einem kleinen Schloss gesicherten, separierten Apartment - super!

Nach gefühlten 2 Stunden Schlaf ging es dann wieder Richtung Schule. Übrigens: Die Dusche ist in vielen kleineren koreanischen Wohnungen nicht abgetrennt, sondern mitten im Badezimmer, wo das Wasser dann in einen Ablauf fließt. Es ist trotzdem ein lustiges Gefühl, jeden morgen alles unter Wasser zu setzen :)

Ich will es vorwegnehmen: Donnerstag begann alles besser zu werden. Das liegt an mehreren Dingen. Zum einen hatte ich alle Hausaufgaben gemacht und konnte vorweisen, dass ich nicht absolut dumm bin - beziehungsweise wenigstens unwissend, aber fleißig. Zum anderen ging ich mit meinen Klassenkameraden nach dem Schulschluss um ein Uhr zusammen essen. 
Wir sind 10 Leute: Eine Russin, eine Hong-Kong-(erin?!), ein Amerikaner, ein Singapur(-ianer?!), zwei Deutsche und vier Japaner. Ich bin von allen mit Abstand der schlechteste, aber gut integriert inzwischen :) Wenn man ehrlich ist, waren die Ausgangspunkte aber auch sehr unterschiedlich und der A-Kurs beinhaltet sowohl einen totalen Anfänger wie mich, als auch meinen deutschen Landsmann Christoph, der seit einem halben Jahr in Korea lebt. Für die Japaner ist Koreanisch zudem als wenn wir holländisch lernen würden - not that hard.

Ich hatte mich in meinen ersten Tagen immer gewundert. Laut Reiseführer sollte man in Korea überall sehr günstig Essen gehen können; an den zahlreichen Werbeschildern, die das gesamte Viertel pflastern wird der Preis für ein Essen aber immer mit um die 20.000 Won (= ca. 15 Euro) angegeben - was jetzt nicht wirklich günstig ist. Als wir zusammen Essen gegangen sind, hat sich das aber schnell aufgeklärt. Koreaner sind ein sehr, sehr geselliges Volk. Meistens wird in größeren Gruppen essen gegangen. Die Portionen sind deswegen in der Regel für 2-4 Personen gedacht. In der Praxis werden dann mehrere große Gerichte bestellt und man tauscht sich untereinander aus. Obligatorisch ist in Korea zudem Wasser, das man überall kostenlos gereicht kriegt und eine Auswahl an "Sidedishes", also kleinen Schälchen mit Soßen und Gemüse, die kostenlos dazukommen und immer nachgefüllt werden. Wir haben so etwas wie ein Omelette mit Meeresfrüchten bestellt, das lecker und sehr sättigend war. Anschließend hat mir Erik, ein Amerikaner mit chinesischen Vorfahren und einer koreanischen Freundin den "Daisu" gezeigt, was so eine Art 1-Euro-Laden ist - da habe ich mich erstmal mit den Basics an Haushaltswaren eingedeckt und bin inzwischen unter anderem stolzer Besitzer einer 2.500-Won-Pfanne und eines Kochkopfs, in dem ich mir gestern Nudeln gekocht habe.

Ihr merkt schon: Es geht langsam aufwärts und ich fühle mich nicht mehr so "Lost" wie in den ersten Tagen, die ich wohl vor allem deswegen überlebt habe, weil ich meine Freundin und Familie per Facebook schriftlich vollheulen konnte :)
In der Schule bin ich immer noch sehr langsam, weil ich eben die Wörter wirklich Schriftzeichen für Schriftzeichen entziffern muss, aber irgendwann versteh ich die Aufgaben zumeist. Freitag haben wir unseren ersten Test geschrieben. Es ging um Vokabeln, genauer um Länder und Berufe und ich hatte mehr korrekt als ich erwartet hatte. Bisher fühlt es sich aber auch nicht wirklich nach Urlaub an, weil ich jeden Nachmittag ein bisschen nacharbeiten und Vokabeln lernen muss.

Ich bin auch schon aus meinem "Kiez" rausgekommen und habe mit meinen Klassenkameraden den angrenzenden Stadtteil Hongdae ausgekundschaftet, der so etwas wie die Partyhochburg Seouls darstellen soll. Er ist vom Gefühl her aber wie Sinchon: Sehr bunt, wuselig und chaotisch, im Mix mit westlich-anmutenden Läden und Hochglanz-Gebäuden, unzähligen Restaurants, Cafés und vor allem vielen Menschen -  und auch ein paar Ausländern wie mir.

Zuletzt noch ein kleines Highlight: Gestern Abend war ich mit ein paar Koreanern unterwegs, die meine Schwester Johanna aus Bayreuth kannte, wo sie als Austauschstudenten waren. Seitdem hab ich ein Koreanisch-Deutsch-Wörterbuch, das mein Leben hoffentlich noch ein Stück vereinfachen wird und auch wieder ein paar Eindrücke mehr von Seoul gekriegt. Wir waren an einem kleinen Fluß, eingerahmt von verspiegelten Hochhäusern, wo zudem eine Laser-Show stattfand und eine Masse an Menschen anzog. Ich hätte das nicht gedacht, aber zu diesem Zeitpunkt war es einfach mal schön ein bisschen Natur sehen zu können, denn davon gibt es hier in der Stadt wirklich wenig. 


Endlich mal ein paar Bäume nebeneinander!

Danach ging es in eine kleine Bar nach Sinchon zurück. Koreaner trinken ihr Bier mit Eiswürfeln und Zitrone!! Strange ... schmeckte wirklich anders, aber auch nicht schlecht. Am Nachbartisch wurde es dann gegen 00.00 laut - eine Koreanerin hatte Geburtstag und bekam eine kleine, knuffige Eistorte geschenkt. Irgendwann kam einer ihrer Freunde zu mir und fragte, ob ich ihr gratulieren könne - von einem Foreigner in dessen Landessprache "Happy Birthday" zu hören war jedenfalls anscheinend sehr toll für sie, denn als "Belohnung" gab es ein Stück von der Eistorte ;)

Es gibt eigentlich noch so viele Beobachtungen, die ich in diesen Post setzen könnte, aber ich glaube er übersteigt langsam die Grenze dessen, was anstrengend zu lesen ist. Außerdem stehen jetzt noch Hausaufgaben an ... natürlich.

Ich hoffe ihr habt ein paar schöne Einblicke gekriegt. Ich werde ab jetzt jedes Wochenende posten und freue mich über euer Lesen und kommentieren. Danke auch für die vielen Nachrichten - ich weiß, dass viele von Euch mit mir mitgefiebert haben und an mich denken.

Liebe Grüße, euer Jonathan

P.S: Diesen Hund habe ich heute zusammen mit Gerry, einem Klassenkameraden in einer Seitenstraße entdeckt. Auf Bild zwei ist ein Auto-Parkturm in dem die Autos per Lift hochfahren. Und Bild drei ist ein kleiner Blick über Sinchon.