Sonntag, 24. Juni 2012

Fleisch, Stress und nackte Koreaner.

Hey,

wieder ist eine Woche vorbei. Und mir geht es wie Valerie, die in ihrem Blog über ihre USA-Reise schreibt: Die Eindrücke sausen an mir vorbei - in einer Woche lebe ich schon einen ganzen Monat hier.

So sieht's aus in Sinchon: Wuselig! Vorne: Die typischen Straßen-Stände, an denen man günstig Essen (Barbecue, Waffeln, Frittiertes) und anderen Kram (Caps, Klamotten usw.) kriegt. Nein, im NIGHT CLUB war ich noch nicht! :-)
Wenn Gerry mal sein Stativ mitbringt, gibt es noch ein paar bessere Fotos. Besonders am Wochenende ist es hier nachts/abends extrem voll. Die meisten Geschäft scheinen immer aufzuhaben.

Ein Urlaub ist es bisher nicht. Auch heute (Sonntag) habe ich keine Zeit mal einfach rumzuhängen. Denn morgen ist "Presentation-Day". Die gesamte Schülerschaft des Bestfriend-Centers muss dann in ihren jeweiligen Klassen einen Vortrag auf Koreanisch halten. Da ich im Beginner-Kurs bin, gab es immerhin zwei recht simple Themenvorschläge: "Meine Familie" oder "Mein Heimatland". Weil die Koreaner - wie schon beschrieben - für so ziemlich jeden Verwandtschaftsgrad eine eigene Vokabel haben und ich in dieser Stunde irgendwann geistig ausgestiegen bin, blieb für mich nur Option 2 übrig.

Und so habe ich vorgestern mit meinem koreanischen 100-Wort-Wortschatz einen kleinen Vortrag gebastelt. Von außen betrachtet mag das Ganze nur so vor Klischees strotzen. Aber was soll man machen, wenn man Deutscher ist und bisher nur Vokabeln wie "Bier", "Auto", "Baum" oder "Haus" hatte?! Die Hälfte des Vortrags besteht indes vor allem aus den Verben "입니다" (Verb: sein) und 있습니다 (Verb: vorhanden sein). Ich werde also in etwa solche Sätze sagen: Ich bin Deutscher. Ich erzähle euch etwas über das Land Deutschland. Das ist ein Bier-Haus. Im Bierhaus kauft man Bier. Bier ist in Deutschland günstig. Im Bierhaus kauft man auch Schweinefleisch. Deutsche mögen Fleisch.

이것은 돈일 입니다 (Das hier ist Deutschland - so in etwa).

Gestern war ich mit Gerry in einem koreanischen Badehaus, nachdem wir den halben Tag zuvor an unseren Hausaufgaben gesessen hatten. Von diesen Badehäusern gibt es wirklich viele hier. Wir haben uns aber entschlossen, erstmal in eins mit touristischem Charakter  zu gehen, das uns vom Reiseführer empfohlen wurde. Also rein in die Subway Richtung "Dragon Hill Spa"!

Das Gebäude ist schwer zu verfehlen, da es sich zum einen direkt neben einem Bahnhof befindet und zweitens sieben Stockwerke hoch ist - inklusive blinkender Leuchtreklame.
Am Eingang bezahlt man erstmal seine ca. 9€ und kriegt anschießend ein Armband mit Schlüssel und eingebauter Chipkarte, mit der man innerhalb des Gebäudes alles bezahlen kann, sowie eine Baumwoll-Granitur, bestehend aus T-Shirt im Stile eines 70-er Jahre Fußballtrikots und einer kurzen Hose. Bevor man den Spa endlich betreten kann, heißt es aber erstmal (wie fast überall in Korea): Schuhe aus!  

Dann geht es Richtung Fahrstuhl - an dieser Weggabelung beginnt erstmal die strikte Geschlechter-trennung. Frauen entspannen sich in Stockwerk 3 und 4, Männer nehmen einen anderen Aufzug und fahren in den 5ten Floor. Dort angekommen erstmal ein kleiner Schock: Alle sind nackt! Okay: Erstmal in den Umkleideraum und Baumwolloutfit anziehen. Aber: Nichts da! Ein Aufseher gibt uns zu verstehen, dass wir die Dinger ausziehen müssen. Also zurück in den Umkleideraum. Gerry und ich rätseln während des Entkleidend, warum sie uns die Klamotten dann überhaupt gegeben haben, sind gleichzeitig aber auch froh, dass der Aufseher wenigstens Englisch konnte.

Also Augen zu und durch. Erstmal auf Entdeckungstour gehen. Auf den zwei Stockwerken gibt es diverse Schwimm-Becken mit unterschiedlichen Temperaturen (17°C, 30°C, 37°C, 50°C), unterschiedliche Saunen, ein paar warme Steinböden mit Kopfstützen, auf die man sich legen kann, sowohl einen Bereich mit Seifen, Peeling-Handtüchern, Hockern und Duschen.
Viele Koreaner gehen einmal pro Woche in ein solches Badehaus: Wellness for the masses - würde ich bei dem Preis in Deutschland auch machen. Während wir im 37°C Becken chillen, rätseln Gerry und ich, warum es so etwas überall auf der Welt zu geben scheint, außer in unseren Heimatländern. Ich versuche ihm das deutsche Kulturgut "Freibad" zu erklären, schaff es aber wohl nicht zufriedenstellend.

Das Nacktsein stört schon zu diesem Zeitpunkt lustigerweise gar nicht mehr. Mutig nehmen wir uns vor, die nächste Stunde andauernd zwischen Kalt- und Heißbecken zu pendeln, um unserer Haut und den Abwehrkräften was Gutes zu tun. Danach gucken wir uns die Preise für traditionelle Massagen an, beschließen anschließend aber, das Geld lieber in Essen zu investieren, ziehen unsere Spa-Klamotten an und gehen in den "gemischten" ersten Floor, wo wir ein überraschend gutes Essen serviert kriegen, das mich sehr, sehr positiv überrascht. In Deutschland sind solche angeschlossenen Restaurants/Imbisse ja meistens sehr schlecht, zudem überteuert. Anschließend geht's noch mal den Fahrstuhl hoch.
Übrigens: Die Schwimmbäder werden von vielen Touristen/Reisenden als günstige Schlafgelegenheit genutzt, denn theoretisch kann man sich dort zum einen 24h aufhalten - zum anderen gibt es große Schlafräume, wo man (geschlechtsgetrennt) die Äuglein schließen kann - für 12€ eine recht gute Alternative zum Hostel/Hotel!
Der Ausflug war auf jeden Fall verdammt gut - und auch echt nötig. Ich hatte zum ersten Mal hier das Gefühl, richtig entspannt zu sein - ehe mir Gerry kurz vor dem Aufbruch beiläufig gesagt hat, dass wir diesen Donnerstag einen Abschlusstest über ALLES schreiben. Yeah! Das kann ja was werden ...

Nebenbei sitze ich auch immer noch an meiner Bewerbung für eine Trainee-Stelle in Deutschland. Drückt mir weiter die Daumen - am 30sten ist Abgabeschluss. Durch die Zeitverschiebung habe ich 7 Stunden Extra-Zeit, muss aber eigentlich nur noch kleinere Sachen und das Anschreiben machen. Also werde ich in diesen sieben Stunden wohl eher den Abschluss des A-Kurses feiern (hoffentlich) :-)

Technisch bin ich übrigens seit heute komplett ausgestattet: Kühlschrank steht, Aircon läuft, Fernseher ist da, Waschmaschine auch endlich (muss nur noch jemanden finden, der mir sagt, welche Knöpfe ich drücken muss).

Wünsche euch eine gute Woche in Deutschland: Im Anschluss noch einige Impressionen der letzten Woche.

Grüße, euer Jonathan.

Warum sind Asiaten so gut in Mathe? Seit gestern kenn ich die Antwort: Es gibt mindestens drei Sender, die den ganzen Tag solche Vorlesungen übertragen! True Story!
Gleiche Sendung - eine Stunde später:  Fun, Fun, Fun, Fun.
Am Freitag hatten wir keinen Unterricht, sondern waren mir unserer Lehrerin in einem Museum. Dort entstand auch die Wachskerze, die ich auf Facebook gepostet habe.
Anschließend gab's eine Suppe mit Meeresfrüchten: Beim Versuch, einen ganzen Scampi mit meinen Stäbchen zu "öffnen", habe ich leider extrem gefailt und musste die Hilfe einer japanischen Klassenkameraden annehmen - zur Freunde des ganzen Tisches.

3 Kommentare:

  1. Hallo Joni, halt gut durch. Das klingt ja jetzt schon viel besser!
    Papa

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  2. "[...] beschließen anschließend aber, das Geld lieber in Essen zu investieren." Sätze wie dieser machen Deinen Blog so sympathisch! Man hat fast das Gefühl, selbst dabei zu sein.
    Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen für Deinen Test und auch Deine Bewerbung und grüße Dich aus Göttingen! Merryl

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    1. Danke, Merryl! Das ist lieb ;) Grüße nach Göttingen!

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