Meine wöchentlicher Insight: Ja, es kann in Korea regnen! Und wenn es einmal angefangen hat, dann hört es erstmal auch nicht mehr auf. Nach einem ganzen Monat ohne jeglichen Regentropfen und Temperaturen über 30°C ist hier Freitag so etwas wie ein kleiner Monsun ausgebrochen - und ich bin vollkommen durchnässt um 5 Uhr morgens barfuß durch Sinchon gelaufen.
Mit Gerry unterwegs I: (City Hall). |
Mit Gerry unterwegs II: Cheongyecheong. |
Aber von vorne. Diese Woche hatten wir am Donnerstag unseren monatlichen Abschlusstest. Für den Großteil meiner Klasse natürlich kein Problem (einige der Japaner haben ihn tatsächlich mit 100/100 Punkten abgeschlossen und von der Schule daraufhin eine Prämie verliehen bekommen - gratuliere!), für mich aber natürlich nicht wirklich ein Grund zur Freude. Da ich mich entschlossen habe, den ersten Kurs nächsten Monat einfach noch mal zu machen, war aber kein allzu großer Druck da.
Der Test an sich war ziemlich harmlos - und meiner Meinung nach auch nicht wirklich geeignet, um die Fähigkeit "koreanisch können" abzufragen. Der größte Teil bestand aus Multiple-Choice fragen. Selbst bei den Vokabelfragen hatte man immer 3 Antwortmöglichkeiten - und "Melone" und "Bus" kann selbst ich inzwischen problemlos auseinanderhalten.
Kurzum: Ich hab tatsächlich ein B+ erreicht, im anschließenden "Speaking-Test" hab ich dann aber gemerkt, dass diese Note halt echt mal keine Aussagekraft hat - und auch in unseren letzten Unterrichtsstunden verstehe ich vielleicht 20% von dem, was unsere Lehrerin so von sich gibt - den Rest muss ich mir immer irgendwie zusammenreimen.
Aber weiter im Programm: Mit dem auslaufenden Kurs werden auch einige meiner Klassenkameraden Korea verlassen. Deswegen wollten wir Freitag Abend zusammen Hongdae unsicher machen, einen an Sinchon angrenzenden Bezirk mit unzähligen Bars, der für sein Nightlife berühmt ist. Doch dann begann es zu schütten.
Ich saß somit um 19.00 Uhr in meinem kleinen Apartment, wartete auf Geburtstagskind Valerie, um ihr zumindest per Skype gratulieren zu können - und draußen ging die Welt unter. Um 22.00 Uhr erschien es für mich ziemlich illusorisch, dass ich meine vier Wände in den nächsten Stunden verlassen würde. Das hatte noch einen weiteren Grund: Traditionell zieht man in Korea seine Schuhe aus, bevor man einen Raum betritt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Koreaner ihre Schuhe bei Regen aber wieder ins Haus holen - ich hab das aber natürlich vergessen! :-)
Um 23.00 Uhr hatte ich dann bereits mit meinen Klassenkameraden abgeklärt, dass sie nicht auf mich warten sollten, mir einen Film rausgesucht und 'nen Glas Milch eingegossen. Nur Gerry hatte das irgendwie nicht mitbekommen und schrieb mir fünf Minuten später im Facebook: "Hey Jonathan, stehe in Sinchon am Subwayausgang 2, Christoph kommt auch gleich. Wo bist du?" - "Ich bin noch zu Hause, hast du mitgekriegt, was hier für ein ein Wetter ist?!" - "Wir sind hier vor dem McDonalds, kommst du?" (Anmerkung: Nein, Gerry spricht kein deutsch, auch nicht, wenn er betrunken ist - Dialog aus Erinnerung wiedergegeben)
Nun sind Gerry und Christoph zwei meiner besten Freunde hier in Korea und beide sitzen über eine Stunde in der U-Bahn, um nach Sinchon zu gelangen. Gerry wird Korea zudem Dienstag leider verlassen und Christoph wiederum ist über 30, Deutscher und hatte die Vortage auf Grund der EM nie mehr als zwei Stunden geschlafen. Es gab also eigentlich nur eine Option: Zähne zusammenbeissen, meine Schuhe trockenföhnen, unbeschadet und möglichst wenig durchnässt einen Regenschirm kaufen gehen und rein in die Stadt.
Im McDonalds sitzend wurde dann der weitere Abend geplant (Hier ein paar kleine Facts zum Thema McDonalds in Korea: Es gibt einen Bringservice, einen eigenen "Bulgogi-Burger" (so mittel lecker) und ein BigMac schmeckt selbst in Korea so wie überall auf der Welt).
Dass die Subway nur bis 1.00 Uhr fährt, hat die Sache noch mal schwieriger gemacht. Denn sowohl Gerry, als auch Christoph saßen zu diesem Zeitpunkt somit offiziell in Sinchon fest. Wir kamen auf die Idee, dass sie sich einfach einen Burger nach Hause bestellen und sich mitliefern lassen könnten. Noch besser war aber folgende Idee: Erstens - im strömenden Regen Bier kaufen, zweitens: nachts ins koreanische Badehaus!!
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Ja, wir haben ein Foto in der Sauna gemacht - so könnt ihr auch mal das typische Outfit sehen, das man allerdings nur im gemischten Bereich trägt. :-) |
Und so fanden wir uns ein paar Minuten später in einem Jjimjilbang wieder. Um 3 Uhr nachts in einem 50°C warmen Pool zu sitzen - es gibt schlechteres! Und als ich das Bad um vier Uhr nachts verließ, war mir deutlich, dass das wohl die Erlebnisse sind, an die ich mich auch in 20 Jahren noch gerne zurückerinnern werde - auch wenn meine Schuhe bis jetzt noch nicht richtig trocken geworden sind.
Abgesehen von diesem Abend, gab es noch ein paar andere schöne Dinge, die ich diese Woche erlebt habe.
Zum einen waren wir zu viert im Baseballstadion. Und ich sage euch: Das wird nicht das letzte mal für mich gewesen sein. Das Spiel an sich ist - verglichen mit Fußball - wirklich relativ uninteressant, das muss ich zugeben. Aber drum herum (vielleicht gerade deswegen?!) wird von den Koreanern eine unglaubliche Party abgebrannt. In den ersten Innings guckt eigentlich niemand auf das Spielfeld. Stattdessen wird gegessen, gegessen, gegessen und getrunken, getrunken, getrunken. Je mehr sich das Spiel dem Ende neigt, desto mehr steigt aber die Spannung - und die Stimmung. Jeder einzelne Spieler hat eine eigene Hymne, die abgespielt wird, wenn er zum Schlag antritt - und die haben sogar wir mitgesungen. Mein persönliches Idol: Park Yong-taik - einer der wenigen überdurchschnittlich-guten Spieler meiner neuen Lieblingsmannschaft "LG Twins". Aber Sport ist halt eine Herz-, keine Kopfsache - das hab ich mir auch gedacht, als ich anschließend zu Hause erstmal geguckt hab, wie gut oder schlecht mein neues Lieblingsteam ist. Ich glaube der Letzte Titel liegt inzwischen fast 20 Jahre zurück - Pech gehabt, aber das Stadion war für uns halt am besten mit der Subway zu erreichen. Go TWINS!!!
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Im Jamsil Baseball-Stadium. Bei Flutlicht ist es noch beeindruckender! |
Und abschließend noch ein paar gesammelte Eindrücke:
- In Korea teuer: Milch (1l = über 2€), Früchte (eine(!!) Banane = 2€, eine Melone = ca. 14€), Pflegeprodukte (Shampoo = 6€), Bier (in Bars = 5,50€). In Korea günstig: Essen-gehen (kommt aber auch drauf an, wo), Mobilität, Events (Baseballeintritt = 5€)
- Tomaten gelten in Korea als Früchte (Ich habe gestern eine kalte Fruchtsuppe mit Ananas und Melone gegessen und nicht schlecht gestaunt, als ich eine Tomate (!) auf meinem Löffel hatte!)
- Dauernd wollen Leute Fotos mit mir machen! In der Regel wird freundlich gefragt, auch wenn ich bis heute nicht verstehe, was das für einen Sinn haben soll ;) - mir wurde aber auch schonmal eine Kamera frontal vors Gesicht gehalten - das war schon sehr unangenehm und ich hätte gerne was was Beleidigendes auf koreanisch gesagt - aber das, was man wirklich braucht, scheint man in der Schule eh nie zu lernen!
Habt eine gute Woche - und bis nächsten Sonntag! Jonathan
Streetfood, aber im Restaurant: Suppe, Reiskuchen, frittiertes Gemüse. |
Cheonggyecheong: Einer meiner Lieblingsplätze in Seoul. Verständlich, oder? |
Ich seh dich vor mir, wie du die Schuhe trocken föhnst. Tolle Erlebnisse! Ein Gruß von Hauptstadt zu Hauptstadt sozusagen. Sind gut in Berlin gelanden, und vorhin haben wir Johanna abgeholt :-)
AntwortenLöschenDas hört sich doch mal nach einer epischen Gewschiche an. nachts im pool sitzen hört sich auf jeden fall gut an. und das essen sieht auch gut aus. aber was is das denn fürein burger dann? meeresfrüchte?
AntwortenLöschenund das mit dem fotografieren anschauen: ist teilweise bestimmt unangenehm und du solltest auf jeden fall mehr slang aus dem nächstbesten koreaner rausquetschen;)
Bulgogi-Burger schmeckt irgendwie nach relativ ungewürztem Hackfleisch.
LöschenVielleicht gibt es für den Anfang ja schon mal ein paar beleidigende Gesten, kannst ja mit den Schuhen werfen, wenn du sie schon ausgezogen hast ;-)
AntwortenLöschenIch fände es interessant, wie es mit kulturellen Unterschieden zu unseren europäischen ausschaut, z.B. warum die so gerne Fotos von dir machen... vielleicht findest du ja noch etwas über die Psyche der Koreaner heraus.
hat das team wenigstens schöne trikots? :)
AntwortenLöschenMöchtst du eins zum Geburtstag als Mitbringsel? :)
Löschenhaha, das wär witzig...
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