Sonntag, 15. Juli 2012

Back for good, ich war im Fernsehen und mein Lieblingsimbiss.

Hey!

Das Leben muss weiter gehen - und dazu gehört auch ein neuer Blogeintrag.

Was gibt es Schöneres, um einen Blogeintrag zu eröffnen, als einen getrockneten Octopus-Snack und einen einzelnen, ca. 2€ teuren Apfel?!

Wer hier regelmäßig vorbeigeschaut hat, weiß bestimmt noch, dass mein erster Koreanisch-Kurs zwar voll mit netten Menschen, aber insgesamt recht unglücklich war. Meine Einschätzung hat sich jetzt - nach 2 Wochen in meiner neuen Klasse - bestätigt: Ich war letzten Monat in einem verdammten Japaner-Kurs, der sich in so ziemlich jedem Bereich an eben diesen orientiert hat.

Im Moment sitze ich neben einem Italiener, vor uns Mohammed aus Dubai. Links neben mir zwei Mexikanerinnen. Außerdem in meiner Klasse: Eine Italienerin, zwei Kasachinnen und ein Brasilianer und nur eine Japanerin: Strike! Hieß es vor einem Monat nach 3 Tagen schon: Tomorrow Test (über Länder und Berufe), war unser Highlight am Ende der letzten Woche das Schreiben des eigenen Namens auf Koreanisch (!!!).

Meine neue Lehrerin ist zudem wirklich ein Volltreffer. Wenn jemand etwas nicht verstanden hat, über sie mit ihm so lange bis es einigermaßen sitzt. Weil ich ja alles doch irgendwie schonmal hatte, kann ich meinen Sitznachbarn auch öfter mal was erklären, was das Ganze auch wiederum ein bisschen mehr in mein Langzeitgedächtnis reinschraubt. Aber das wichtigste: Wir haben alle die gleiche, schlechte Aussprache. Insgesamt bin ich langsam auf einem Level, das mir auch im Alltag ab und zu ein paar Erfolgserlebnisse bescheren kann. Im Zoo hab ich auch einer Tafel die Wortkombination "Elefantenhaus" lesen können, in der U-Bahn erkenne ich einzelne Wörter auf den Werbetafeln und aus den gegenwärtigen KPOP-Chart-Knallern, die man hier überall auf den Straßen/in den Geschäften hört, kommt mir auch immer das ein oder andere Wort bekannt vor.

Vor 2 Wochen konnte ich einen zentralen Punkt meiner To-Do-In-Korea-Liste streichen. Denn dass ich jetzt hier sitze, liegt wohl auch zu einem kleinen Prozentteil an "Starcraft".
Für diejenigen, die es nicht kennen: Es ist ein strategisches Computerspiel und hier in Korea so eine Art Volkssport. Das heißt: Viele große koreanischen Firmen (LG, SK Telekom, usw.) haben hier eigene Starcraft-Teams, die unter anderem in einer Art "Bundesliga" gegeneinander antreten. Die Spieler wohnen in Teamhäusern, trainieren Vollzeit - sind also Berufsspieler, die über Jahre durchaus Hunderttausende verdienen können und Werbeverträge haben (lustigerweise sogar mit Kosmetik-Herstellern).
Auf Grund dieser Popularität werden die Starcraft-Spiele auf einem koreanischen MTV-Äquivalent namens gom.tv im Fernsehen übertragen - und eben diese habe ich mir seit Jahren schon in Deutschland von Zeit zu Zeit angeschaut. Es war deshalb sowas von klar, dass ich mir das Ganze unbedingt live angucken musste.

Im Eingang der GOMTV-Studios.

Die GOMTV-STudios liegen etwas abgelegen im Süd-Westen von Seoul. Ich hab sie irgendwie gefunden. Und glaubt mir: Dass war eine echte Challenge!
Der Eintritt ist frei, man kriegt dank der Sponsoren sogar kostenlose Getränke und Schokoriegel. Ich war etwas zu früh und lief nach einem Blick auf die Hall of Fame prompt dem einzigen europäischen Starcraftspieler über den Weg, der sich für die derzeitige Saison qualifizieren konnte. Bis auf "Naniwa" sind in dieser "Global Standard League" (= theoretisch können Spieler aus aller Welt teilnehmen) ausschließlich Koreaner vertreten. Auch Deutsche "Pros" haben es in der Vergangenheit immer wieder versucht, nach Korea zu reisen und sich für die Liga zu qualifizieren, sind aber bisher immer gescheitert.

Links und rechts vorne: Die "Booths", in denen die Spieler an ihren PCs sitzen. Vorne die Leinwand mit dem Fernsehbild, Statistiken usw.

Das Studio ist hübsch gemacht und es ist wirklich ein Aha-Erlebnis, das alles mal "live" zu erleben. Inzwischen war ich auch ein zweites mal dort und habe - das ist hier so etwas wie eine Tradition - mit meinen mich begleitenden Klassenkameraden ein Schild bemalt, auf dem wir den koreanischen Spieler TSL_Symbol angefeuert haben. Warum ihn? - der Name seines Gegners war zu lang :-).

Symbol fighting!

Symbol lag auch nach zwei Matches 2 - 0 vorne und hätte bei diesem Best-of-Five nur noch einen Sieg gebraucht, um ins Halbfinale einzuziehen. Nachdem wir die Schilder in die Fernsehkameras gehalten haben, hat er aber die anschließenden drei Spiele verloren und ist ausgeschieden. Ich glaube nicht, dass das was miteinander zu tun hatte, kann es aber auch nicht ausschließen.
Der Arme lag nach der Niederlage jedenfalls bestimmt 15 Minuten mit dem Kopf auf seiner Tastatur und hat die eine oder andere Träne vergossen, bevor ihn sein Coach trösten und zum Aufstehen überreden konnte. Starcraft ist hier für viele hier eben mehr als ein Spiel und er hatte mit dieser Niederlage sowohl sein Team blamiert, als auch umgerechnet einige Tausend Euro an Preisgeld verspielt. Im zweiten Aufeinandertreffen des Abends hatte ich zudem die Ehre, den wohl gegenwärtig prominentesten Starcraft-Spieler der Welt "MC" zu sehen, der 2011 eine Viertelmillionen Dollar an Preisgeldern eingesackt hat und dann auch knapp aber verdient weitergekommen ist. Das Finale dieser Saison wird in zwei Wochen an einem Strand (!) in Busan ausgetragen.

Als ich gestern nach Hause gekommen bin, hatte ich übrigens einen neuen Mitbewohner. Vielleicht kann man die Größe erahnen: Das Ding war sehr, sehr groß - bestimmt 8,9 cm lang. Jetzt lebt es wieder auf meiner Terrasse und hat mich hoffentlich in guter Erinnerung, habe es nämlich liebevoll mit einer Pappe nach draußen verfrachtet. Auch weil ich nicht wusste, was mir entgegenspritzen würde, wenn ichs einfach getötet hätte.

WTF?

Vielleicht folgt demnächst noch ein kleiner Bericht meines Zoobesuchs, aber ich warte noch auf Fotos. Damit der Eintrag trotzdem nicht zu kurz ausfällt, habe ich heute in meinem Stammimbiss meine Kamera dabeigehabt. Er liegt auf der gegenüberliegenden Seite meiner Straße, also 2-3 Minuten entfernt.

Livecooking für 3,50€!

Der Imbiss ist wirklich sehr klein und die Besitzerin ist ein echtes Original. Wir können uns inzwischen sogar ein bisschen auf koreanisch unterhalten - und sie weiß, welche sidedishes ich mag :) Vor diesem Kochbereich stehen drei kleine Tische, ein Wasserspender und eine Theke, an denen sie "Kimbab" zubereitet. Das ist eine Art Sushi - wird gerne von Studenten morgens zur Arbeit mitgenommen.

Mjammjam.

Heute hab ich mir "Sulgogi" bestellt, ein Eintopf mit gebratenen, dünnen Rindfleischstreifen und Gemüse. Dazu: Reis, ein Spiegelei, Kimchi, ein würziger, gestückelter Pfannkuchen, Sojasprossen und scharf-eingelegte Gurken.

Für die nächste Woche stehen einige wirklich coole Events an: Zum einen hat der Hamburger SV sein Trainingslager dieses Jahr in der Nähe von Seoul. Da könnte man mal vorbei. Außerdem steht noch der Besuch einer kleinen Insel ganz oben auf meiner To-Do-Liste, genauso wie das Matsch-Festival. Mal gucken was ich mit meinen classmates so erleben werde. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Viele Grüße, euer Jona.

P.S: War gestern das erste mal in einem Karaoke-Keller und habe eine 98/100 Punkte-Performance von Take That's "Back for good" hingelegt. Definitiv eins meiner Highlights in der letzten Zeit :-)


4 Kommentare:

  1. was war das nun fuer ein tier? und mich wuerde interessieren ob ihr vokabeltests schreibt?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich werd mal nachfragen... sah ein bisschen aus wie ein Giganten-Tausendfüssler mit langen Antennen. Und Ja, Vokabeltest 1-2 mal pro Woche. Werden aber nicht eingesammelt ;)

      Löschen
  2. die tiere gibts inzwischen auch in konstanz, hab ich letztlich gelesen...

    AntwortenLöschen
  3. Kannst ja eins davon mitbringen, wenn du wiederkommst ;-)

    AntwortenLöschen